Ich möchte Dir streicheln die Hände,Doch Du bist ja nicht hier.Ich möchte Dir küssen die Hände,Warum bist du nicht hier?Ich möchte mit Dir plaudernVon alter, alter Zeit –Ich bin so einsam geworden,Und Du bist weit – weit!
Von allen Herzen auf der Weltist keines – keins so reich,ist keines – keins so liebevoll,ist keines – keins so weich.Das Herz der andern wird oft kühlund zweifelt oder bangt;des Freundes Herz lähmt Weltgewühl,es prüfet und verlangt.Doch ewig treu und ewig festbleibt dir das Mutterherz,bleibt dir, wenn alles dich verläßt,bleibt dir in Lust Schmerz.
Wenn jemals noch zu dir des LebensGesegnet goldne Ströme geh´n,Laß nicht auf deinen Tisch vergebensDen Hungrigen durch´s Fenster seh´n:Verscheuche nicht die wilde Taube,Laß hinter dir noch Ähren steh´nUnd nimm dem Weinstock nichtDie letzte Traube.
Sie konnten sich nie leidenUnd wurden doch ein Paar.Sie dachten täglich ans ScheidenDurch fünfundzwanzig Jahr.Sie haßt ihn, der nicht minderVon Schmähungen über sie strotzt.Und beide haben neun KinderEinander abgetrotzt.
Wer auf dem Kopf hat einen Hut, dem steht er noch einmal so gut, wenn er ihn oft herunter tut. Wer seine Mütz´ trägt auf dem Kopf wie angewachsen an dem Schopf, der heißt mit Recht ein grober Knopf.
Ich wachse langsam.Meine Zeitist eine lange Geduldigkeit.An allem wuchs ich, was mir ward,Kein Reif zu jäh, kein Frost zu hart.Ich wachs am Dunkel, daraus ich stieg,ich wachs am Licht, darin ich mich wieg.Ich wachs am Wurm, der an mir nagt,ich wachs am Sturm, der durch mich jagt.Veredelnd zwing ich jede Kraft,hinauf zu dehnen meinen Schaft.Ich dulde Blitz und Glut und Guß,ich weiß nur, daß ich wachsen muß.Und schau ich hoch auf diese Welt,und kommt die Stunde, die mich fällt:schmück Tempel ich und Paradiesdes Gottes, der mich wachsen ließ.
Schlegel predigt gegen Hegel,Für den Teufel schieb´ er Kegel.Hegel spottet über Schlegel,Sagt, er schwatzt´ ohn´ alle Regel.Schlegel spannt der Mystik Segel;Hegel faßt der Logik Flegel.Kommt, Ihr Deutschen, Kind und Kegel,Von der Saar bis an den Pregel!Schaut, wie Schlegel kämpft mit Hegel!Schaut, wie Hegel kämpft mit Schlegel!
Ich war mal in dem Dorfe,Da gab es einen Sturm,Da zankten sich fünf HühnerchenUm einen Regenwurm. Und als kein Wurm mehr war zu sehn,Da sagten alle: Piep!Da hatten die fünf HühnerchenEinander wieder lieb.
Lust´ge Vögel in dem Wald,singt, solang es grün,ach wer weiß, wie bald, wie baldalles muß verblühn!Sah ich´s doch vom Berge einstglänzen überall,wußte kaum, warum du weinst,fromme Nachtigall.Und kaum ging ich über Landfrisch durch Lust und Not.wandelt´ alles, und ich standmüd im Abendrot.
Sie sangen ein altes Lied im ChorVon Liebe, die lächelt in Todesschmerzen.Die Stimmen rauschten dunkel emporUnd fielen wie Tränen in unsre Herzen.Wir sassen schweigend und sahen uns an,Im Raume nah, doch getrennt wie durch Meere,Und neigten uns schauernd unter dem BannDer unerbittlichen Schicksalsschwere.Durch unsrer Träume entriegeltes TorKam gnadenlos die Entsagung geschritten –Sie sangen ein altes Lied im Chor,Und niemand sah, was wir schweigend litten.