Zuneigung
(an alle Freunde des Gesanges)

Des Menschen Singemeister waren
Die Vögel schon im Paradies.
Der Waldgesang der luft´gen Schaaren
Klang unserm Ahnherrn wundersüß.

Das muß dir, dacht´ er, auch gelingen!
Versuchend traf er manchen Ton;
Und so vererbte sich das Singen
Vom Vater immer auf den Sohn.

Wir dürfen uns der Kunst nicht schämen,
Die uns ein freies Volk gelehrt,
Das weder Haß, noch Neid, noch Grämen
In seiner ew´gen Freude stört.

Nur solchen heitern Seelen glücket
Ein muntres Liedchen ohne Zwang;
Denn selbst nicht jeden Vogel schmücket
Der Liedergabe Himmelsklang. –

Des Waldes Fürst, der Aar, beschenket,
Trotz Sonnenflug, uns nicht mit Sang;
Und alles Raubgeflügel denket
Stockstill auf nichts als guten Fang.

Auch Menschen, die nach Schätzen trachten,
Sind stumm und grämlich, wenn man singt.
Sie pflegen alles zu verachten,
Was nicht wie Gold und Silber klingt.

Doch wer zu seinen Lebensschätzen
Hochherzig Lieb´ und Freude macht,
Den mag dies Liederbuch ergötzen,
Und freundlich sei´s ihm dargebracht !

August Friedrich Ernst Langbein
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