Mein Herr Maler! wollt´ er wohl
All´ uns konterfeien?
Mich, den reichen Bauern Grohl,
Und mein Weib in Treuen?
Jochen, unsern ältsten Sohn,
Unsre Töchter kennt Er schon:
Greten, Urseln, Stinen
Haben hübsche Mienen.

Mal´ er erst das ganze Dorf
Und die Kirche drinnen.
Michel führt ein Fuder Torf,
Viele Weiber spinnen.
Hart am Kirchhof liegt das Haus,
Wo wir gehen ein und aus,
Drauf steht Renovatum
Nebst dem Jahr und Datum.

In der Kirch´ muß Sonntag sein,
Wir kommunizieren.
Draußen pflügt mein Sohn am Rain
Mit viel starken Stieren.
Wie am Werktag mal´ er´s da
Und in voller Arbeit ja!
Meine Töchter alle
Okkupiert im Stalle.

Bunte Farben lieb´ ich traun,
Sonderlich das Rote;
Mach´ er mich ein wenig braun,
Doch nicht gar von Kote.
Meinem Weib, vergeß er´s nicht,
Mach ein kreideweiß Gesicht,
Unsern dreien Rangen
Kirschenrote Wangen.

Spar´ er ja die Farben nicht,
Handhoch aufgetragen!
Da er jetzt zween Taler kriegt,
Hat er nichts zu klagen.
Auch die Tafel wird ja klein.
Nur zwölf Schuh breit soll sie sein.
Bald hätt´ ich´s vergessen:
Er kann bei uns essen.

Balthasar Anton Dunker

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deutscher Maler und Radierer, Schriftsteller
* 15.1. 1746 - Saal, Vorpommern
2.4. 1807 - Bern
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