An blinkenden Ketten häng´ ich
In´s weite Zimmer hinein,
Sah Jahre kommen und gehen
Und das Glück nur sah ich allein.

Ich sah, wie die junge Mutter
Sich über die Wiege neigt, -
Sah später den blonden Knaben
Über Tafel und Bücher gebeugt.

Und zwischen Spiel und Lernen
Ging eilend dahin die Zeit. –
Dann kam die Stunde der Trennung:
Und zum ersten Mal sah ich das Leid!

Nun wurde es still im Zimmer. –
Da endlich kam er heim
Der schöne bleiche Jüngling,
In der Brust den Todeskeim.

Ich sah, wie die arme Mutter
Sich über das Lager beugt,
Um das letzte Wort zu verstehen,
Ihr Ohr zu dem Sterbenden neigt.

An blinkenden Ketten häng´ ich
In´s weite Zimmer hinein,
Sah Glück und Hoffen vergehen,
Nun seh´ ich den Schmerz nur allein.

Bertha zu Guhrau
Please login to view comments and to post

We use cookies on our website. Some of them are essential for the operation of the site, while others help us to improve this site and the user experience (tracking cookies). You can decide for yourself whether you want to allow cookies or not. Please note that if you reject them, you may not be able to use all the functionalities of the site.