Durch die Nacht mit dumpfem Rauschen
Treibt vorbei des Stromes Wut;
Und mit träumerischem Lauschen
Starr ich auf die dunkle Flut.
Schattenhafte Kähne wallen
Mir vorbei, in Nacht hinein;
Liebe Stimmen, sie verhallen,
Und die Strömung tönt allein.

Ödes Schweigen, banges Dunkel!
Schmerzlich irrt mein Blick empor.
Da erblüht mit Trostgefunkel
Ein Gestirn dem Wolkenflor.
"Sieh, ich bleibe!" winkt sein Auge –
Und die bange Seele zieht
Auf zu diesem treuen Auge,
Wie ein Kind zur Mutter flieht.

Wenn dereinst des Todes Grauen
Dieses Herz umspült und bricht,
Lass noch einmal dich erschauen
Über Wassern, süßes Licht!
Bis den letzten Liebesfunken,
Der aus meinem Auge scheint,
Deine Blicke aufgetrunken
Und dem Sternenglanz vereint.

Bruno Wille

DENKSCHATZ_MORE_FROM

deutscher Theologe und Philosoph, Schriftsteller
* 6.2. 1860 - Magdeburg
31.8. 1928 - Schloss Senftenau in Aeschach, Lindau am Bodensee
Please login to view comments and to post

We use cookies on our website. Some of them are essential for the operation of the site, while others help us to improve this site and the user experience (tracking cookies). You can decide for yourself whether you want to allow cookies or not. Please note that if you reject them, you may not be able to use all the functionalities of the site.