Brausend zieht der Sturm vorüber.
Schwarz umhüllt der Himmel sich.
Stürme draußen, Kampf im Innern –
Mutter, Mutter, hörst du mich?

Fühlst du dort, wie all mein Fühlen
Rastlos zu dir aufwärts strebt,
Wie die Blume auf zum Lichte
Sehnsuchtsvoll den Kelch erhebt?

Ja, ich fühl´ es immer tiefer:
Mit dem Mutterherzen bricht
Uns´res Lebens schönste Perle –
Mutterlieb´ ersetzt sich nicht.

Trost war mir dein zärtlich Lächeln,
Sich´rer Port dein treuer Arm,
Und nun bin ich preisgegeben
Dem fühllosen Menschenschwarm.

Droben grollen Wetterwolken,
In mir grollet bitt´rer Schmerz,
Wie dort fahle Blitze zischen,
Zuckt mir schneidend Weh durch´s Herz.

Und ich lebe wie der kranke
Baum, den Winterfrost zerstört.
Drunten hält ihn noch die Scholle,
Doch das Haupt dem Tod gehört.

Eugenie Marlitt
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