Das lebendige Gotteswort

Das Wort ist ein Hammer, der Felsen zerschmettert,
das Wort ist ein Sturmwind, der Wälder entblättert,
eine Feuerflamme, die glüht und brennt,
ein Opfermesser, das schneidet und trennt
Geist, Seele, Fleisch, auch Mark und Bein;
nichts, gar nichts darf ihm verborgen sein.
Es ist ein Pfeil, und der trifft ins Herz,
ein Balsam ist es und lindert den Schmerz;
es ist ein Licht in dem dunklen Tal,
es ist ein leuchtender Sonnenstrahl;
das Wort ist eine grünende Au’,
es ist ein Manna, ein Himmelstau;
auf dürre Herzen ein fruchtbarer Regen,
des Fußes Leuchte auf allen Wegen.

Dem Hungernden ist es stärkende Speise,
dem Wandrer ein Stab auf der Lebensreise,
dem Dürstenden ein belebender Trank,
dem Fröhlichen Lied und Lobgesang.
Ein starker Trost der betrübten Seele,
des Armen Reichtum, daß nichts ihm fehle,
und wenn der Feind voll Ingrimm droht:
eine Felsenfestung in Angst und Not.
Vor diesem Wort muß die Hölle erbeben,
mit einem Wort: Das Wort ist Leben;
und Leben weckt es, und Leben wirkt es,
und unermeßliche Schätze birgt es,
und wenn einst Himmel und Erde vergehn:
das Wort – das Wort bleibt ewig bestehn!

Eva von Tiele-Winckler
Das lebendige Gotteswort Das Wort ist ein Hammer, der Felsen zerschmettert, das Wort ist ein… - Eva von Tiele-Winckler Gedichte
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in Gründerin des Diakonissenhauses »Friedenshort«
* 31.10. 1866 - Bytom-Miechowice, Oberschlesien
21.6. 1930 - Bytom-Miechowice, Oberschlesien
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