Im weißen Haar und BartHab´ ich die Glut bewahrt:Wie Gott der Herr erschufIn Welschland den Vesuv:Im Herzen Brand, am Haupte Schnee,Zuweilen thut´s den beiden weh:Der eine bricht in Lava aus,Beim andern werden Verse draus.
Wie mag ein Herz, das liebet,doch überselig sein!Das tote Selbst zerstiebet,im andern lebt´s allein.´s ist wie ein tiefer Bronnen,darin du untergehst,und in dem Reich der Wonnenbeseligt auferstehst.
Lang lebt´ ich nach der Leute Sagen,Da war ich elend Tag und NachtUnd hab´s doch keinem recht gemacht:Jetzt leb´ ich mir nur zum Behagen –Sie schelten: doch mein Herz, das lacht.
»Sag´ an, was nennst du lieben?« –Von Sehnsucht umgetrieben,Versunken ganz im andern,Durch Stadt und Felder wandern, –In langen, wachen NächtenMit Gott und Menschen rechten, –Vom Kissen, dem vielheißen,Die nassen Augen reißen, –In tobendem VerlangenDie leere Luft umfangen, –Die Augen manchmal schließen,Der Bilder zu genießen,Die durch die Seele fließen, –In langen grauen TagenStumm, stolz die Pein ertragen –Und dennoch nie verzagenUnd dennoch nie entsagen,Glück, Ehre, Leben wagenUnd lieber doch verbrennen,Als diese Qual nicht kennen,Die Mark und Kraft zerrieben –Das, – etwa, – nenn´ ich lieben!
Wenn eines Menschen Seele du gewonnenUnd in sein Herz hast tief hineingeschautUnd ihn befunden einen klaren Bronnen,In dessen reiner Flut der Himmel blaut:Laß deine Zuversicht dann nichts dir rauben,Und trage lieber der Enttäuschung Schmerz,Als daß du grundlos ihm entziehst den Glauben –Kein größer Glück als ein vertrauend Herz!Laß adlermutig deine Blicke schweifenBis dicht an die Unmöglichkeit heran:Kannst du des Freundes Thun nicht mehr begreifen,So fängt der Freundschaft frommer Glaube an.
Nur unter uns! – Ganz leise!Beileib´ verratet´s nicht:Es ist nicht alles weise,Was ein Professor spricht!Es bleibe dieses ReimnisGestrenges Amtsgeheimnis!
Wo ist Gott? Im Meeresrauschen!Wo ist Gott? Im Eichenwald!Kehr in dich und lerne lauschen,Seinen Atem hörst du bald!Wo ist Gott? Im Duft der LindeUnd im Lied der Nachtigall!Und im Hauch der Frühlingswinde,Überall im Weltenall!
Eine schöne, goldne Mücke,– Keine schöner, keine goldner,Hatte jemals Gott geschaffen! –Schwebte auf den lichten FlügelnUm der dunklen Tanne Stamm.Da, aus tiefer Wunde quillend,Edelharz brach aus der Rinde,Und ein flüss´ger klarer TropfenSchloß die schöne Mücke ein.Klage nicht, o Mücke! LangeWärst du selbst und deine SchöneSchon verstoben und vergessen:Doch das Edelharz der Wunde, –Unvergänglich dich erhaltenHat es für Jahrtausende.So mag eines Weibes SchönheitUnvergänglich auch erhaltenEines Dichters schmerzvoll Lied.