Da glaubst, du hätt´st mich ganz erkannt
Bis in die tiefgeheimste Falte,
Weil du mich küßt, weil meine Hand
Dich streichelte, die sonst geballte.

Sieh jene Zwei! Schon manches Jahr
Verstrich und konnte sie nicht trennen,
Dasselbe Lager, graues Haar:
Meinst du, daß sie einander kennen?

Die Welt, die deine Stirn umhegt,
Ist sie diesselbe wie die meine?
Und wenn mein Herz an deinem schlägt,
Pocht´s gleichen Schlages wie das deine?

Und wenn ich alles, alles dir
Vertraut mit liebesheißem Munde,
Könnt ich´s dir sagen, was auch mir
Ein Rätsel webt im tiefen Grunde?

Wie Inseln schwimmen wir umher,
Bald froh gesellt, bald einsam wieder;
Die Wurzeln ruhn so tief im Meer:
Wer leuchtet in die Tiefe nieder?

Felix Schumann

Additional Information

»Meine Liebe ist grün wie der Fliederbusch«

DENKSCHATZ_MORE_FROM

deutscher Dichter
* 11.6. 1854 - Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen , Deutschland
16.2. 1879 - Frankfurt am Main, Hessen , Deutschland
Please login to view comments and to post

We use cookies on our website. Some of them are essential for the operation of the site, while others help us to improve this site and the user experience (tracking cookies). You can decide for yourself whether you want to allow cookies or not. Please note that if you reject them, you may not be able to use all the functionalities of the site.