Selbst die glücklichste der Ehen,
Tochter, hat ihr Ungemach,
Selbst die besten Männer gehen
Öfters ihren Launen nach.
Wer sich von dem goldnen Ringe
Goldne Tage nur verspricht;
O, der kennt den Lauf der Dinge
Und das Herz des Menschen nicht!

Manche wirft sich ohne Sorgen
In des Gatten Arm, wie du,
Und beweint am andern Morgen
Ihre Freiheit, ihre Ruh.
Aus dem Sklaven ihrer Blicke
Wird ein mürrischer Tyrann;
Banger Kummer folgt dem Glücke,
Das mit ihrem Traum zerrann.

Doch dein Glück dir selbst zu schaffen,
Tochter, steht in deiner Hand:
Die Natur gab dir die Waffen,
Gab dir Sanftmut und Verstand.
Lerne deines Gatten Herzen
Liebevoll entgegen gehn,
Leichte Kränkungen verschmerzen,
Kleine Fehler übersehn.

Friedrich Wilhelm Gotter
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