Der Geistertanz
(Pulvis et umbra sumus Hor)

Die breterne Kammer
Der Todten erbebt,
Wenn zwölf Mahl den Hammer
Die Mitternacht hebt.

Rasch tanzen um Gräber
Und morsches Gebein
Wir luftigen Schweber
Den sausenden Reihn.

Was winsen die Hunde
Beym schlafenden Herrn?
Sie wittern die Runde
Der Geister von fern.

Die Raben entflattern
Der wüsten Abtey,
Und fliehn an den Gattern
Des Kirchhofs vorbey.

Wir gaukeln, wir scherzen
Hinab und empor,
Gleich irrenden Kerzen
Im dunstigen Moor.

O Herz! dessen Zauber
Zur Marter uns ward,
Du ruhst nun in tauber
Verdumpfung erstarrt.

Tief bargst du im düstern
Gemach unser Weh;
Wir Glücklichen Flüstern
Dir fröhlich: Ade!

Friedrich von Matthisson

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deutscher Lyriker und Legationsrat, Theaterintendant, Bibliotheksleiter
* 23.1. 1761 - Hohendodeleben bei Magdeburg
12.3. 1831 - Wörlitz, Anhalt
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