Ruhm, Weisheit, Lieb und Macht war mein,
Und frische Jugendsinne;
Mir gab die Rebe roten Wein,
Die Schönheit süße Minne.
Am Sonnenlicht der Liebe schmolz
Das Herz in tiefen Wonnen;
Ich hatt´ in königlichem Stolz
Das Köstlichste gewonnen.

Ich zähl´, ob nicht in alter Zeit
Ein Tag vorüberschwebte,
Den ich um alle Herrlichkeit
noch einmal gern erlebte.
Wo war der Tag, wo war die Nacht
Die ohne Gift beglückte?
Wo war ein Kleinod meiner Macht
Das mich nicht blutig drückte?

Die Schlang´ im Felde kann die List
Des Zauberkund´gen zähmen,
Sie aber, die am Herzen frißt,
Wird nie ein Zauber lähmen.
Sie lauscht dem Spruch der Weisheit nicht,
Kein Lied wird sie verjagen;
Da drinnen nistet sie und sticht, –
Das Herz muß sie ertragen.

George Gordon Noel Byron

Additional Information

»Hebrew Melodies«, 1815
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