O wär mein Herz das tiefe Meer
Und meine Feinde die Schiffe:
Wie schleudert´ es sie hin und her
An meines Hasses Riffe!

Und endlich schläng es unter sie,
Hinunter in die Tiefe,
Daß drüber glänzend spät und früh
Der Meeresfrieden schliefe!

So aber ist´s ´ne Welle kaum,
Von tausenden nur eine,
Doch nagt und wäscht ihr leichter Schaum
Am morschen Schiffsgebeine!

Wir Wellen brausen treu vereint,
Und eine folgt der andern!
Wir haben all den gleichen Feind,
Nach dem wir spähn und wandern.

Das Unglück ist der Wirbelwind,
Der peitscht uns, bis wir schäumen
Und bis wir wach geschlagen sind
Von unsern Wasserträumen.

Und endlich sinkt im Trümmerfall,
Was wir so lang getragen –
Heil uns, wenn wir mit sattem Schwall
Dann oben zusammenschlagen!

Gottfried Keller
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