Freunde! Nicht taugt die Moral
Zum Lied, längst schwor ich sie ab;
Wen schert Vernunft, der einmal
Sich ganz der Tollheit ergab!
Kein Lied ist zu schlecht,
Wenn mit Huren man zecht,
Epikur stellt es fest.
Wird Apollo bekränzt,
Wenn uns Bacchus kredenzt?
Trinkt, lacht!
Zum Teufel den Rest!

Hundert Jahre versprach
Hippokrates jedem Kumpan.
Wird auch das Bein schließlich schwach,
Was kommt es uns darauf an?
Wenn nur die Hand bis zuletzt,
Die das Glas an die Lippe setzt,
Nicht locker läßt –.
Komme das Alter heran,
Stoßt mit mir an,
Trinkt, lacht!
Zum Teufel den Rest!

Wie er zur Welt kam, versteht
Vortrefflich ein jeder Wicht,
Aber fragst du, wohin er geht,
So weiß es der Klügste nicht.
Doch spar dir darob den Verdruß,
Überlaß dem Himmel den Schluß,
Daß wir sterben, steht fest.
Doch ist nicht minder gewiß,
Daß wir leben; das andre vergiß!
Trinkt, lacht!
Zum Teufel den Rest!

Honore de Balzac

Additional Information

Balzac: »Verlorene Illusionen (Illusions perdues)« (1837-1843), übers. v. Hedwig Lachmann, Insel-Verlag Leipzig, 1936
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