Verdankt sei es dem Glanz der Großen,
Daß er mein Nichts mir deutlich zeigt.
Mich hat er nie zurückgestoßen,
Denn mich hat er niemals erreicht.
Ich sah viel Kleine näher geh´n
Und blieb in meinem Zirkel stehn.

Sie sind mir wert, die engen Grenzen,
Wo ich so unbeträchtlich bin.
Hier seh´ ich Stern und Orden glänzen,
Und Band und Stern reißt mich nicht hin.
Und auch das gnädigste Gesicht,
Aus meinem Zirkel bringt´s mich nicht.

Soll mir des Größern Unmut zeigen,
Ich sei nur eine Kleinigkeit:
O Unschuld! Dann lehr´ du mich schweigen
Und gib mir Unerschrockenheit,
Und präge mir sanfttröstend ein,
Es sei nicht Schande, klein zu sein.

Doch ließe sich zu meinem Kreise
Ein Großer ohne Falsch herab:
Erfahrung! Dann mach´ du mich weise
Und zeichne meine Grenzen ab,
Und lehre mich, niemals zu klein,
Doch auch nicht kühn und eitel sein.

Johann Timotheus Hermes

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deutscher Schriftsteller und Theologe, Dichter geistlicher Lieder
* 1738 - Petznick bei Stargar, Pommern
† 1821 - Breslau
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