Ward je die Welt mir zum Verließ?
O dumpfer Traum, der längst zerrann!
Nun wandl ich durch ein Paradies,
So schön, daß ichs nicht sagen kann.

Ein warmer Regen hat getränkt
Den lichten Hain mit reichem Tau,
Des Himmels frische Klarheit schenkt
Dem jungen Tag ihr keusches Blau.

Die Birkenblättchen beben schnell
Bei jedem Hauch vor Ungeduld,
Er ist ihr trauter Spielgesell,
Sie zittern ihm voll zarter Huld.

Der wilde Birnbaum, weiß in Pracht,
Lacht fröhlich wie ein Pfingstprophet,
Der Edeltanne dunkle Wacht
Hochfeierlich gen Himmel steht.

Sein Frühkonzert der Maiwald gibt,
Wie singts und klingts aus nassem Busch!
Die Blumen glänzen, lenzverliebt
Umspielt von hellem Falterhusch.

Verstohlen lauscht ein schlankes Reh,
Mit großen Augen schaut es zu –
Wie ich sein stilles Staunen seh,
Ist mir, am Stamm dort lehntest du . . .

Karl Henckell

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deutscher Lyriker und Schriftsteller, Sozialrevolutionär
* 17.4. 1864 - Hannover
† 1929 - Muri bei Bern
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