Die Liebe lehrt im Finstern gehen,
sie lehret an der Tür uns stehen,
sie lehrt uns geben manche Zeichen,
ihr süß Vergnügen zu erreichen.

Sie lehrt auf Kunst-gemachten Lettern
zur Liebsten Fenster ein zu klettern,
die Liebe weiß ein Loch zu zeigen,
in ein verriegelt Haus zu steigen.

Sie kann uns unvermerket führen
durch so viel wohlbewahrte Türen,
den Tritt kann sie so leise lehren:
die Mutter sollt auf Katzen schweren.

Die Liebe lehrt den Atem hemmen,
sie lehrt den Husten uns beklemmen,
sie lehrt das Bette sacht aufheben,
sie lehrt uns stille Küßchen geben.

Dies lehrt und sonst viel mehr das Lieben.
Doch willstu dich im Lieben üben:
so muß die Faulheit stehn beiseite,
die Lieb erfordert frische Leute.

Wer lieben will und nichts nicht wagen,
wer bei dem Lieben will verzagen:
der lasse Lieben unterwegen.
Der Braten fleugt uns nicht entgegen.

Karl Stieler

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deutscher Jurist und Schriftsteller
* 15.12. 1842 - München
12.4. 1885 - München
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