Rosen auf den Weg gestreut
und des Harms vergessen!
Eine kleine Spanne Zeit
ward uns zugemessen.

Heute hüpft im Frühlingstanz
noch froh der Knabe;
morgen weht der Totenkranz
schon auf seinem Grabe.

Wonne führt die junge Braut
heute zum Altare;
eh die Abendwolke taut
ruht sie auf der Bahre.

Ungewisser, kurzer Daur
ist dies Erdenleben;
und zur Freude, nicht zur Traur
uns von Gott gegeben.

Gebet Harm und Grillenfang,
gebet ihn den Winden;
ruht bei frohem Becherklang,
unter grünen Linden.

Lasset keine Nachtigall
unbehorcht verstummen,
keine Bien´ im Frühlingstal
unbelauscht summen.

Pflückt, solang es Gott erlaubt,
Kuß und süße Trauben,
bis der Tod, der alles raubt,
kommt, sie euch zu rauben.

Unser schlummerndes Gebein,
in die Gruft gesäet,
fühlet nicht den Rosenhain,
der das Grab umwehet;

fühlet nicht den Wonnenklang
angestoßner Becher,
nicht den frohen Rundgesang
weingelehrter Zecher.

Ludwig Heinrich Christoph Hölty
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