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Dumpf rauscht das Schiff, das stille Schiff,
Ludwig Scharf
Seinen einsamen Ozeanpfad:
Sie sitzen schlafend an Bordes Rand,
Auch der Steuermann sank am Rad.
Sie haben solange gewacht und gesucht
Und zitternd zur Ferne gestarrt,
Bis der Schlaf ihre müden Lider brach,
Bis die Sehnsucht die Glieder erstarrt:
Sie fanden ihn nicht, den Inselstrand,
Wo der Freiheit Früchte erglühn,
Das gelobte Land, wo der Wogen Brand
Korallenschlösser umsprühn.
Mit gründen Gestaden tauchte es auf,
Umhaucht von porphyrenem Licht,
Voll Vogelglanz, voll schattiger Ruh –
Sie schliefen und sahen es nicht.
Und Männer tanzten am Ufergestein,
Von der Ewigkeit Odem umweht:
Sie haben des Daseins Rätsel gelöst,
In die Tiefen der Meere gespäht.
Und Mädchen tanzten auf hohem Plateau
Und wiegten sich bräutlich im Licht,
In Blütenketten den schwellenden Leib –
Doch die Schläfer sahen es nicht.
Nur Einer fuhr auf mit träumendem Hirn,
Matt hob sich der flatternde Blick –
Sehnsüchtig streckt er die Arme hinaus,
Dann taumelt er trunken zurück.
Und ruhig rauscht das Schiff durch die Nacht
Vorbei dem göttlichen Strand –
Sie schliefen weiter und sahen es nicht,
wie die Freiheit verdämmernd verschwand.