Der du frei von Schmerz und Trauer
In die Welt gewandert bist,
Glaub´, daß in der Trennung Dauer
Nie das Scheiden sich vergißt.

Magst du schön´re Lande schauen,
Über alles halte wert
Deines Mutterlandes Gauen,
Deiner Väter schlichten Herd.

Ist dir noch ein Herz verblieben,
Das um deinen Abschied weint,
Fühle fester nur im Leben
Mit der Heimat dich vereint!

Sei es, daß, was du besessen,
Dir ein feindlich Schicksal nahm,
Zu bekannten Grabcypressen
Leite dich dein stiller Gram!

Ewig trage sonder Wanken
Deinen Lieblingsort im Sinn,
Daß du stündlich in Gedanken
Als ein Pilger wallest hin!

Und wenn alles dich betrogen,
Wenn dich Glück und Stern verläßt.
Wenn die Treue dir gelogen, –
An der Heimat halte fest!

Max Kalbeck

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deutscher Schriftsteller und Musikkritiker, Epigrammdichter
* 4.1. 1850 - Breslau
3.5. 1921 - Wien
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