Ich beugte mich über deinen Schlummer diese Nacht:
Wie keusch dein ganzer Leib durchs arme Lager fließt!
Da sah ich, gleich einem, der angespannt liest,
Sah: Unter dieser Sonne ist alles umsonst gemacht.

Das Leben, wie sacht nur wird dies Wunder vollbracht,
Maschine, nicht standhafter als die Blume sprießt –
O wie der Gedanke mit dem Wahnsinn schließt!
Du, Lieber, schlaf, ich bin aus Furcht um dich erwacht.

Zu fühlen nur dies endliche Gefühl, das birst!
Du atmest wie du einst verhauchen wirst,
Geschlossen die Augen, die der Tod ganz so bricht!

O Mund, der lächelnd im Traum an den meinen denkt,
Bis später ein wüstes andres Lachen ihn verrenkt –
Rasch, wach auf, und sagte mir: Die Seele stirbt nicht?

Paul Verlaine
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