Und wenn du groß bist – nein, du wirst´s nicht wissen,
Wie ich´s so gut, so gut mit dir gemeint,
Wie dieses stolze Aug´ in heiße Kissen
So oft in Sehnsucht hat um dich geweint.
Ich möcht´ die Ruh´ nicht deines Herzens stören –
Ich bin ja tot … verreist … ich weiß es nicht!
Könnt´ ich nur einmal noch dein Stimmchen hören:
"Papa, Papa!" … O Gott, ein andrer flicht
Dir nun den Frühlingskranz von Anemonen,
Erzählt dir Märchen vom kristallnen Berg,
Vom groben Riesen und vom schlauen Zwerg
Und von dem Schloß, darin die Elfen wohnen …
Ach, könnt´ ich dann nur still durchs Zimmer gehn,
Den Märchenglanz in deinen Kinderblicken,
Die heißerglühten Bäckchen nur zu sehn,
Und leis den Mund auf deinen Scheitel drücken …
Ich schlich´ mich heimlich, wie ein böser Dieb,
An dir vorbei, dir keinen Traum zu trüben –
Weißt du´s denn noch, ich hatt´ dich einst so lieb …
Fühlst du´s denn nicht: ich werd´ dich immer lieben!

Rudolf Presber

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deutscher Journalist und Dichter, Dramatiker, Romancier, Erzähler
* 4.7. 1868 - Frankfurt/Main
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