Blumen hab´ ich viel gewunden,
Viel ist mir des Leid geschehn
Wünsch´ ich wirklich, all der Stunden
Eine sollt´ mir auferstehn?
Eine sollte wieder gleichen
Jener, die im Nebel sank;
Sollte mir die Schale reichen,
Die ich schon zur Neige trank?
Sollte locken mit den süßen
Melodien, weltentrückt;
Sollte mit dem Lächeln grüßen,
Das mich einmal schon entzückt?

Keine, keine gibt von allen,
Was sie dir schon einmal gab.
Türen, die ins Schloß gefallen,
Weichen keinem Zauberstab.
Wasser, die dahingeschwommen,
Kehren zu der Quelle nicht;
Deiner Sehnsucht Eimer kommen
Aus dem Brunnen leer zum Licht.
Und es trägt dich keine Schwinge
Zu der Rose, die entschwand,
Da der Hoffnung Schmetterlinge
Gaukelten ins junge Land.

Rufe als ein rüst´ger Wandrer
Tote Freuden nicht zurück;
Sieh, du wurdest selbst ein andrer,
Und ein andres heißt dein Glück.
Ach, in deinen kräft´gen Armen
Läg´ ein körperloser Traum,
Und ein fröstelndes Erbarmen
Rührte deine Seele kaum.
Mitleidlos heraufbeschworen,
Welke Rosen grau im Haar,
Ging in Wahrheit dir verloren,
Was voreinst so köstlich war!

Neuer Lenz führt neue Tänze,
Wo der Schnee des Winters wich;
Junge Hände flechten Kränze,
Und die Kränze grüßen dich.
Reitend nach den fernen Bergen,
Die des Ostens Gold umschmiegt,
Senk den Degen vor den Särgen,
Drin die tote Liebe liegt.
Denk des Abschieds ohne Beben,
Ehr die Kämpfer tief im Grund –
Und das rote warme Leben
Küsse mitten auf den Mund.

Rudolf Presber

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deutscher Journalist und Dichter, Dramatiker, Romancier, Erzähler
* 4.7. 1868 - Frankfurt/Main
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