Sitte ward´s, berühmter Männer
Edle Locken sich zu sammeln,
Und ich höre schon die Kenner
Ungeheure Zahlen stammeln.
Bleibt der Handel schlicht und ehrlich,
Werden wild die Preise steigen,
Weil auf großen Häuptern spärlich
Oft sich nur die Haare zeigen.

An des Krieges Ruhmestempel
Sind die Locken ziemlich selten.
Caesar, Moltke zum Exempel
Waren recht bewährte Helden;
Doch die Krieger, stolz und edel,
Deren jeder ein Genie war,
Wußten´s leider, daß ihr Schädel
Kahl und haarlos, wie ein Knie, war.

Andre nach der Mode Faxen,
Die verschwendet bald, bald knickert,
Ließen lang die Haare wachsen,
Wie Chamisso oder Rückert.
Und im Handel wenig hören
Wird man ihren stolzen Namen,
Weil die Scheren von Friseuren
Wenig mit zu tun bekamen.

Anderwärts ist wohl zu holen
Leidlich gute Ruhmesware.
Jede Gräfin, so aus Polen,
Hat von Chopin ein paar Haare;
Von George Sand noch eine Träne
Kann der Käufer miterwerben
Und von Rubinstein die Mähne
Ging, ich weiß, an viele Erben....

Meine Sammlung ist bescheiden:
Ein paar Löckchen, braun und golden,
Die mir Namen großer Zeiten
Nimmer protzend melden wollten;
Die noch niemals angezogen
Käufer, die um Proben flehen,
Und in keinen Katalogen
Heut mit hohen Preisen stehen.

Rudolf Presber

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deutscher Journalist und Dichter, Dramatiker, Romancier, Erzähler
* 4.7. 1868 - Frankfurt/Main
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