ich nagle eure ideale
mit goldenen nägeln an die wand
und stelle darunter eine schale:
die sammelt die tränen als unterpfand

ich breche die mauern derer
die glauben
sie könnten sich selber belügen
besser ist: schutzlos im rauhen wind
des seins den betrug zu besiegen

ein blick in die sterne zeigt nur
illusionen
das licht, das ihr seht, reiste lang
die sterne sind weiter, längst weiter gezogen
so weit
doch ihr denkt nicht daran

ihr seht nur das eine
nur eine facette
des auges unendlichkeit
ursache und wirkung
sind kette. sind kette?
seid ihr: zu zweifeln bereit?

ich nagle eure ideale
mit flammenden nägeln an die wand
mene tekel upharsin!
wo sind eure tränen als unterpfand?

(ihr ruft: mach es besser! wie könnte ich?
der, der sich aus eurem wesen erklärt –
der, der sich von eurem blute ernährt –
der, der sich seine seele erschlich –
der, der längst klagte:
Ihr seid ich!

ihr fordert: dann schweige! wie könnte ich
denn der dieses fordert
der fordert
zerbrich!´)"

Wolfgang J. Reus

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deutscher Journalist und Satiriker, Aphoristiker, Lyriker
* 1959
† 2006
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