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Schöner Monat Mai, wie gräßlich
Joseph Victor von Scheffel
Sind dem Kater deine Stunden,
Des Gesanges Höllenqualen
Hab´ ich nie so tief empfunden.
Aus den Zweigen, aus den Büschen
Tönt der Vögel Tirilieren,
Weit und breit hör´ ich die Menschheit
Wie im Taglohn musizieren.
In der Küche singt die Köchin,
Ist auch sie von Lieb´ betöret?
Und sie singet aus der Fistel,
Daß die Seele sich empöret.
Weiter aufwärts will ich flüchten,
Auf zum luftigen Balkone,
Wehe! – aus dem Garten schallt der
Blonden Nachbarin Kanzone.
Unterm Dache selber find´ ich
Die gestörte Ruh´ nicht wieder,
Nebenan wohnt ein Poet, er
Trillert seine eignen Lieder.
Und verzweifelt will ich jetzo
In des Kellers Tiefen steigen,
Ach! – da tanzt man in der Hausflur,
Tanzt zu Dudelsack und Geigen.
Harmlos Volk! In Selbstbetäubung
Werdet ihr noch lyrisch tollen,
Wenn vernichtend schon des Ostens
Tragisch dumpfe Donner rollen!