Wanderer, nur deine Spurensind der Weg, und weiter nichts;Wanderer, es gibt den Weg nicht,er entsteht, wenn man ihn geht.Erst im Gehen entsteht der Wegund wendet man den Blick zurück,so sieht man auf den Pfad,den niemals erneut man je betritt.
Golgatha (Karfreitag) Durch manche Länderstrecke trug ich den Wanderstab,von mancher Felsenecke schaut ich ins Tal hinab;doch über alle Berge, die ich auf Erden sah,geht mir ein stiller Hügel, der Hügel Golgatha.Er ragt nicht in die Wolken mit eisgekrönter Stirn,er hebt nicht in die Lüfte die sonnige Alpenfirn,doch so der Erd entnommen und so dem Himmel nahbin ich noch nie gekommen, wie dort auf Golgatha.Es trägt sein kahler Gipfel nicht Wälderkronen stolz,nicht hohe Eichenwipfel, nicht köstlich Zedernholz;doch, alle Königszedern, die einst der Hermon sah,sie neigen ihre Kronen dem Kreuz von Golgatha.Nicht gibt es dort zu schauen der Erde Herrlichkeit,nicht grüngestreckte Augen, nicht Silberströme breit;doch alle Pracht der Erde verging mir, als ich sahdas edle Angesichte am Kreuz auf Golgatha.Kein Bächlein quillt kristallen dort aus bemoostem Stein,nicht stolze Ströme wallen von jenen Höhn landein;doch rinnt vom Stamm des Kreuzes in alle Lande daein Born des ew´gen Lebens das Blut von Golgatha.Dort schlägt der stolze Heide stillbüßend an die Brust,des Schächers Todesleide entblühet Himmelslust;dort klingen Engelsharfen ein selig Gloria,die Ewigkeiten singen ein Lied von Golgatha.Dorthin, mein Erdenpilger, dort halte süße Rast;dort wirf dem Sündentilger zu Füßen deine Last!Dann geh und rühme selig, wie wohl dir dort geschah,der Weg zum Paradiese geht über Golgatha
Wenn dich Familienbande fest umstricken,So darf dein Geist nach Freiheit nicht mehr blicken.Die Sorg´ um Kinder, Kleidung, Nahrung, Geld,Zieht dich zurück vom Weg zur Geisteswelt.Den ganzen Tag hab ich mir vorbedacht,Mit Gott nur umzugehn die ganze Nacht,Allein beim Beten konnt ich nicht vergessen:Was werden meine Kinder morgen essen?
Auf Blut und Leichen, Schutt und Qualm,auf roßzerstampften Sommerhalmdie Sonne schien.Es sank die Nacht. Die Schlacht ist aus,und mancher kehrte nicht nach Hauseinst von Kolin. Ein Junker auch, ein Knabe noch,der heut das erste Pulver roch,er mußte dahin.Wie hoch er auch die Fahne schwang,der Tod in seinen Arm ihn zwang,er mußte dahin. Ihm nahe lag ein frommes Buch,das stets der Junker mit sich trugam Degenknauf.Ein Grenadier von Bevern fandden kleinen erdbeschmutzten Bandund hob ihn auf. Und brachte heim mit schnellem Fußdem Vater diesen letzten Gruß,der klang nicht froh.Dann schrieb hinein die Zitterhand:»Kolin. Mein Sohn verscharrt im Sand,wer weiß wo.« Und der gesungen dieses Lied,und der es liest, im Leben ziehtnoch frisch und froh.Doch einst bin ich und bist auch duverscharrt im Sand, zur ewigen Ruh,wer weiß wo.
Hinaus muß der Jüngling ins stürmende Leben,Denn Einsamkeit bildet, veredelt ihn nicht;Gedrängt von dem Schicksal muß muthig er streben,Dann übt er die Kräfte, erprobt seine Pflicht.Im Umgang mit Menschen, die tadeln und loben,Dort wird er gezwungen, sich selbst zu beschau´n;Er wird dort gedemütigt, wird dort gehoben,Und lernet ertragen, und lernt sich vertrau´n.So reifet der Jüngling, und kehret er dannZurück in die Heimath, dann ist er ein Mann.
Das Bild der Sonne in einem Tautropfen istnicht weniger als die Sonne selbst.Das Abbild des Lebens in eurer Seele ist nichtweniger wert als das Leben selbst.Ein Tropfen des Taues spiegelt das Lichtwider, denn es ist eins mit dem Licht,und ihr seid ein Ebenbild des Lebens, dennihr und das Leben seid eins.
paß auf, wer deine freunde sind!paß auf, wes geistes kind sie sind!paß auf, woher sie kommen.paß auf, wohin sie gehen.paß auf, zu wem sie stehen.paß auf, ob sie auch sehen.paß auf, von welcher art sie sind!paß auf, mein liebes, gutes kind,paß auf, paß auf!paß auf, wo deine sterne steh´n,paß auf, wo die gedanken weh‘n,paß auf, ob alle herzen treu – slash – mir – slash – dir – slash – nicht so neu.paß auf, ob immer noch die welt:paß auf: das grüne sich erhält!paß auf, daß lügen nicht mehr stimmen.paß auf. denn alles kommt von innen.paß auf, wo deine sehnsucht schlummertpaß auf, wo nur dein herz so wummert,paß auf, wo sehnsucht in dir wohnt,paß auf, ob dieses dieses lohnt.paß auf, daß licht den tag erhellt,paß auf, daß wahrheit aus dir schnellt.paß auf. paß auf.paß auf, du kannst nur deinen augen trauen.paß auf: dann mußt du schlauer schauend schauen.paß auf! paß auf: auch dies gedicht wird schwinden.paß auf: sie werden lügen um es winden.paß auf ...paß auf, wer deine freunde sind!paß auf, wes geistes kind sie sind!paß auf! versehentlich werden sie gehen.
Ein Jahr ist nichts, wenn man´s verputzt, ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt. Ein Jahr ist nichts; wenn man´s verflacht; ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht. Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt; in eigenem Sinn genossen und gestrebt. Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot, das uns im Innern nicht ein Neues bot. Das Jahr war viel, in allem Leide reich, das uns getroffen mit des Geistes Streich. Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang: nur nach dem Vollen mißt des Lebens Gang, ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr. Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.
Nun kommen die letzten klaren TageEiner müderen Sonne.Bunttaumelnde Pracht,Blatt bei Blatt.So heimisch rascheltDer Fuß durchs Laub.O du liebes, weitstilles Farbenlied!Du zarte, umrißreine Wonne!Komm!Ein letztes SonnenblickchenWärmt unser Heim.Da wollen wir sitzen,Still im Stillen,Und in die müden Abendfarben sehn.Da wollen wir beieinander sitzenIn Herbstmonddämmer hineinUnd leiseVerlorene Worte plaudern.
Ich bin bereit, denn es ist Zeitfür unser´n Pakt über die EwigkeitReich mir die Hand, mein LebenNenn mir den Preisich schenk dir gestern, heut und morgendann schließt sich der Kreiskein Weg zurück, das weiße Licht kommt näherStück für Stück - will mich ergebenmuß ich denn sterben, um zu leben?