Es erben sich Gesetz und RechteWie eine ewge Krankheit fort,Sie schleppen von Geschlecht sich zu GeschlechteUnd rücken sacht von Ort zu Ort.Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;Vom Rechte, das mit uns geboren ist,Von dem ist leider! nie die Frage.
Ein treues Herz, o kränk´ es nicht!Ein hartes Wort ist schnell gesprochen,Und zarte Blüte schnell gebrochen;Du wirst es bereu´n,Treu Herz wird verzeih´n,Doch bleibt ein Stachel in der WundeUnd quält es, ob es auch gesunde —Ein treues Herz, o kränk´ es nicht!
Auch in der Ferne zeigt sich alles reiner,Was in der Gegenwart uns nur verwirrt!Vielleicht wirst du erkennen, welche LiebeDich überall umgab, und welchen WerthDie Treue wahrer Freunde hat, und wieDie weite Welt die Nächsten nicht ersetzt…Gar freundliche Gesellschaft leistet unsEin ferner Freund, wenn wie ihn glücklich wissen.
Ich möchte Dir streicheln die Hände,Doch Du bist ja nicht hier.Ich möchte Dir küssen die Hände,Warum bist du nicht hier?Ich möchte mit Dir plaudernVon alter, alter Zeit –Ich bin so einsam geworden,Und Du bist weit – weit!
Wolkenschatten fliehen über Felder,blau umdunstet stehen ferne Wälder.Kraniche die hoch die Luft durchpflügen,kommen schreiend an in Wanderzügen.Lerchen steigen schon in lauten Schwärmenüberall ein erstes Frühlingslärmen.Lustig flattern, Mädchen, deine Bänderkurzes Glück träumt durch de weiten Länder.Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen,wollt’ es halten, mußt’ es schwimmen lassen.
Wenn einer hundert Jahr´ im Monat tausend opfert,Und einen Heiligen mit einem Blick nur ehrt,So hat doch die Verehrung vielmals höhern Wert,(106. Vers)Wenn einer hundert Jahr´ im Wald dem Feuer opfert,Und einen Heiligen mit einem Blick nur ehrt,So hat doch die Verehrung vielmals höhern Wert.(107. Vers)
Ich wachse langsam.Meine Zeitist eine lange Geduldigkeit.An allem wuchs ich, was mir ward,Kein Reif zu jäh, kein Frost zu hart.Ich wachs am Dunkel, daraus ich stieg,ich wachs am Licht, darin ich mich wieg.Ich wachs am Wurm, der an mir nagt,ich wachs am Sturm, der durch mich jagt.Veredelnd zwing ich jede Kraft,hinauf zu dehnen meinen Schaft.Ich dulde Blitz und Glut und Guß,ich weiß nur, daß ich wachsen muß.Und schau ich hoch auf diese Welt,und kommt die Stunde, die mich fällt:schmück Tempel ich und Paradiesdes Gottes, der mich wachsen ließ.
Wenn ich von guten Menschen geh´,So tut mir´s weh;Doch ist´s kein Leid, vor dem ich feig entfliehe,Als könnte ich der Tränen Brand nicht tragen,Nein, Freundin, laß dir ehrlich sagen,Weshalb so gern zum Scheidekampf ich ziehe.Sieh´, wenn die Abschiedsstunde schlägtUnd sich in mir lebendig regt,Was ich etwa an Wahr und Recht besitze,Und ich dann weiß, daß gleiche WellenAuch meiner Freundin Busen schwellen,Dann ist´s, als zuckten durch mich heil´ge Blitze.In solchen Stunden wird man reich,Dann ist man weich –Weich für des Bildners Hand, die uns so SchirmungVor Abfall leiht, wie sie mit PrägekraftIn uns den Stempel edlen Wollens schafft.Drum ist das Scheiden mir ein Fest der Firmung.
Das Wasser allein macht stumm,das beweisen im Wasser die Fische,Der Wein allein macht dumm,das beweisen die Herren am Tische,Daher, um keines von beiden zu sein,trink´ ich Wasser vermischt mit Wein.
Was ist ein Weib? Die Mutter allen Lebens,Ein Rosenstrauch, der tausend Knospen trägt,Der Aufblick jenes edlen kühlen Strebens,Ein Blumenbeet, das tausend Keime hegt;Ein stiller See, aus dem die zweite SonneSo hell, wie die vom Dom des Himmels, grüßt;Ein lieblich Tal, das zweier Seelen WonneMit seines Friedens süßem Traum umschließt;Ein milder Sommerhauch in Herbstes Tagen;Im Winterfrost ein warmer Frühlingsstrahl;Ein lichter Trost, wenn traurig und zerschlagenDie Seele ringt in düstrer Not und Qual;Ein süßer Balsam jeder Erdenwunde;Des Mannes Ehrenpreis nach Kampf und Streit,Ein holder Engel in der TodesstundeUnd sein Gefährte in der Ewigkeit!