Frag´ mich nicht um mein Geheimnis;Laß mich´s tragen ganz allein,Bis es wie ein stiller FunkeWird erstickt in Asche sein.Rein und klar ist dein Gemüte,Und der Himmel lacht es an:Laß mir meinen trüben, wilden,Stumgepeitschten Ocean.Frag´ mich nicht um mein Geheimnis;Senke deiner Augen Strahl;Nimm von meiner armen SeeleDer Versuchung süße Qual:Mehr als alle Lorbeerkränze,Die der Weise sich erwirbt,Gilt dem Himmel eine Thorheit,Die noch ungeboren stirbt.
Willst du mich sogleich verlassen?Warst im Augenblick so nah!Dich umfinstern Wolkenmassen,und nun bist du gar nicht da.Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,blickt dein Rand herauf als Stern!Zeigest mir, daß ich geliebt bin,sei das Liebchen nich so fern.So hinan denn! Hell und heller,reiner Bahn, in voller Pracht!Schlägt mein Herz auch schneller, schneller,überselig ist die Nacht.
Daß all das Schöne nun längst zu Ende,wie könntest du´s verstehn?Ich hab ja die lieben, süßen Händegeküßt beim Kommen und Gehn:Und hab in deinem dämmrigen Zimmermit dir gekost und gelacht –und hab auch geplaudert mit dir wie immerbis spät, bis spät in die Nacht.Im Heimgehn wieder, durch stille Gassen,schlich´s über mich so bang,wie ich mein armes Mädel verlassen,so lange schon! ach wie lang!Doch, daß ich so einsam von dir gegangen,wie käm´s dir denn zu Sinn,und daß ich, von deinem Arm umfangen,so endlos fern dir bin!Ich will ja morgen wieder kommenmit lächelndem Gesicht;und daß ich schon längst Abschied von dir genommenmein Mädel, – du weißt´s ja nicht.
Ich kann das Wort nicht vergessen,es klang so traurig und schwer,dein Stimmlein hör´ ich schluchzen,ich weiß, du liebst mich nicht mehr.Der Abend sank auf die Felder,vom Tage nur noch ein Rest,die letzten Krähen flogenzu fernen Wäldern zu Nest.Nun sind wir weit geschiedenauf Nimmerwiederkehr,ich kann das Wort nicht vergessen,ich weiß, du liebst mich nicht mehr.
Die Hand, die herzlich dargeboteneZurückgegeben, zweifelhaften Auges,Und auf der Zunge wägend Silb´ um Silbe,Das Herz, den aufgebrochnen Brief zurückGewiesen, ungelesen, ungedeutet!Und das von Dir!Herum im Kreise stauntenUnd lachten Eintagsfliegen, flogen weiterUnd summten ärgerlich Gesumm. JedochEin Gott riß mich heraus, mit wilder SchwermutDen Sinn umnachtend. –Und lächelnd schau´ ich jetzt die Fäden an,Die durchgeriss´nen, durch die Hand mir gleitend,An denen es wie Blut und Tränen glänzt;Sie waren schoen und sind es noch, und wieDes späten Sommers Schleier fliehn sie fort,Ein Windhauch spielt mit ihnen, und das GoldDer Abendsonne glüht und glitzert drinnen.Du nicht mehr mein! Es spielt mein liebster TraumMit deinem Bild, und einsam steigst du aufAus Herzenstiefen wie ein Stern, entglommenAn meines Lebens nächt´gem Himmel – dochSchon ferne, ach zu ferne, schon versunken!
Du klagst, daß Nichts dir schmackhaft sei?Noch immer, Freund, die alten Mucken?Ich hör´ dich lästern, lärmen, spucken –Geduld und Herz bricht mir dabei.Folg mir, mein Freund! Entschließ dich frei,ein fettes Krötchen zu verschlucken,Geschwind und ohne hinzugucken! –Das hilft dir von der Dyspepsei!
Mein edler Freund, ich bitte sehr:Komm doch her,sitz neben mir und schau mich dannmit deinen lieben Augen an,mit Augen voller Glanz und Gold;dein Blick, er ist so treu und hold.
Die Zukunft decketSchmerzen und GlückeSchrittweis dem Blicke,Doch ungeschrecketDringen wir vorwärts.Und schwer und ferneHängt eine HülleMit Ehrfurcht. – StilleRuhn oben die SterneUnd unten die Gräber.Doch rufen von drübenDie Stimmen der Geister,Die Stimmen der Meister:Versäumt nicht zu üben,Die Kräfte des Guten!Hier flechten sich KronenIn ewiger Stille,Die sollen mit FülleDie Tätigen lohnen!Wir heißen euch hoffen!«
Kommt den Jubelsang mit uns zu singen,Denen Liebe gab die Schöpferin!Millionen, kommt emporzuringenIm Triumphe zu der Königin!Erdengötter, werft die Krone nieder!Jubelt, Millionen fern und nah!Und ihr, Orione, hallt es wider:Heilig, heilig ist Urania!
Werde von Lust getrieben,von dem Sinne aufgefordert,daß ans Singen ich mich mache,daß ich ans Sprechen gehe,daß meines Stammes Lied ich singe,jenen Sang den hergebrachten.Worte schmelzen mir im Munde,es entschlüpfen mir Töne,wollen meiner Zung´ enteilen.