Ein hübsches Lärvchen ist ein Schmuck, der bald vergeht,Ein Röslein das nicht lang in voller Blüte steht,Ein Reiz, der flüchtig an der äußern Haut nur klebt,Indes ein schöner Geist die Zeiten überlebt.
Rieke näht auf die Maschine,Nischke ist bei’s Militär;Dennoch aber ließ sie ihneNiemals nahe bei sich her.Wozu, fragte sie verächtlich,Wozu hilft mich der Soldat,Wenn man bloß durch ihn hauptsächlichSo viel hohe Steuern hat? –Einstmals ging sie in das Holze,Nischke wollte gerne mit;Aber nein, partu nicht wollt se,Daß er ihr dahin beglitt.Plötzlich springt aus das GebüscheAuf ihr zu ein alter Strolch:Stiere Augen, wie die Fische,Kalte Hände, wie der Molch.Runter, schreit er, mit die Kleider,Denn sie lebt im Überfluß;Da ich ein Fabrikarbeiter,Der sich was verdienen muß.Weinend fällt das Kleid und Röckchen,Zitternd löst sich der Turnür,Nur ein kurzes UnterglöckchenSchützt vor Scham und Kälte ihr.Bauz! Da fällt ein Schuß mit Schroten.Fluchend lauft der VagabundMit verletztem HosenbodenIn des Waldes Hintergrund.Das tat Nischke, der trotz allenRieken heimlich nachgeschleicht,Die sich unter DankeslallenJetzt um seinen Hals verzweigt.O ihr Mädchen, laßt euch raten,Ehrt und liebet den Soldat,Weil er sonst vor seine TatenNicht viel zu verzehren hat.
Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen,Da merkt man auf, da sucht man seinen ZweckIn ihrer Gunst, damit sie nützen sollen.Allein bei Freunden läßt man sich frei gehen,Man ruht in ihrer Liebe, man erlaubtSich eine Laune; ungezähmter wirktDie Leidenschaft, und so verletzen wirAm ersten die, die wir am zartsten lieben.
Unser Herz ist eine Harfe,Eine Harfe mit zwei Saiten;In der einen jauchzt die FreudeUnd der Schmerz weint in der zweiten.Und des Schicksals Finger spielenKundig drauf die ewigen Klänge,Heute frohe Hochzeitslieder,Morgen dumpfe Grabgesänge.
Gestern wurde ichmit Christus gekreuzigt,heute werde ichmit ihm verherrlicht.Gestern wurde ichmit ihm begraben,heute werde ichmit ihm auferweckt.
Durch den Flockenfallklingt süßer Glockenschall,ist in der Winternachtein süßer Mund erwacht. Herz, was zitterst duden süßen Glocken zu? Was rührt den tiefen Grunddir auf der süße Mund? Was verloren war, du meintest, immerdar, das kehrt nun all zurück, ein selig Kinderglück. O du Nacht des Herrnmit deinem Liebesstern, aus deinem reinen Schoßringt sich ein Wunder los.
Ich kann oft stundenlang am Strome stehen,Wenn ich entflohen aus der Menschen Bann;Er plaudert hier wie ein erfahrner Mann,Der in der Welt sich tüchtig umgesehen.Da schildert er mir seiner Jugend Wehen,Wie er den Weg durch Klippen erst gewann,Ermattet darauf im Sande schier verrann,Und jedes Wort fühl´ ich zum Herzen gehen.Wie wallt er doch so sicher seine Bahn!Bei allem Plänkeln, Hin- und WiderstreifenVergißt er nie: "Ich muß zum Ozean!"Du, Seele, nur willst in der Irre schweifen?O tritt, ein Kind, doch zur Natur heranUnd lern´ die Weisheit aus den Wassern greifen!
Ich brauch, daß mein Haus gedeiht:Eine Frau, vergnügt und gescheit,Eine Katz, die auf Büchern sich rollte.Und Freunde zu jeder Zeit,Ohne die ich nicht leben wollte.
Von lebenden GemüthernWohl keines weißWas von der Erde GüternVerdient den Preis.Wenn je sein Schweigen brächeDes Grabes Mund,Wenn je der Todte spräche,Er gäbe kund:Das einzig friedensvolleDas höchste Gut,Das ist die Erdenscholle,Die auf mir ruht.Der Erde selbst drum werdeDer höchste PreisVon allem, was die ErdeZu bieten weiß.
In eines Bauers Garten standEin schöner Apfelbaum; doch neigten Hang und WindeUnd Alter ihn zu weit nach linker Hand.Der Bauer sahs; berief sein Hausgesinde,Und hielt geheimen Rat. In diesem ward erkannt:Den Baum mit umgelegten StrickenUnd mit vereinter Kraft ins Gleichgewicht zu rücken.Man schritt zum Werk, das rasch von Statten ging.Kein Wunder, zwanzig Ärzte zogenSo derb, daß sie den Stamm noch mehr zur Rechten bogen,Als er zuvor sich nach der Linken hing.Zum Teufel! fluchte Kunz, ihr seid so dumm als Pferde,Der Baum soll aufrecht stehn. Nun schritten klein und großZur zweiten Kur; allein die Wurzeln rissen losUnd krachend fiel der Baum zur Erde.