Wenn auf abendlichen AuenTau das Gras tränkt, striegelt dieWitwe mit den schwarzenBrauenIhren Zopf, den Hals wäscht sie.Starren Augs, den Blick erhoben,Sie zum dunklen himmel sieht,Und ein langer Drache drobenFunkengrelle Kreise zieht.Nah und näher kommt er, gleitetUnd auf dessen Strohdach breitetEr sich wie ein Feuer aus.Und sie mit den dunklen BrauenSchließt das Fenster rasch; von dortAus der hellen Stube hört manKüsse und so manches Wort.
Ich sandte, daß sie folgen deiner Fährte(1891)Die Träume fort;Daß es durch Liebe dich verwirr, gewährteIch keinem Wort.Verschiednen Lebensaltern, LebensortenEntstammen wir.Kein Sieg von gleichen Einsichten und WortenFührt mich zu dir.Im Herzenstempel, fern von deinen Blicken,Schließ ich mich ein:Die Jugend bet ich an, und mein EntzückenWird sie stets sein.
Flüstern, scheues Atmen, Wanken,Nachtigallenschlag,Silberhelles, müdes Schwanken,Eines Bachs am Hag, Licht und Schatten, nachtumschlungen,Schatten und sonst nichts,Blendende VeränderungenEines Angesichts, Rosenglut in Rauchfontänen,Bernstein – glanzumloht,Und die Küsse und die TränenUnd das Morgenrot!...
Stiegst du erneut zur Erde nieder.Der Morgen leuchtet purpur wider,Und hundertfältig schenkst du wieder,Was uns der karge Herbst geraubt.Du siegtest, flöhst mit raschem Flügel,Geheimnis raunt die Gottheit sacht,Es grünt der frische Gräberhügel,Von ihrem Sieg jauchzend ungezügeltEine besinnungslose Macht.
Böses Lied! In meiner Seele dringend,Hat dein Atem schmerzlich sie durchglüht.Bis zur Morgenröte in mir schwingend,Quälte, schmerzte einzig mich dies Lied.An der Klänge Qual sich zu verlieren –Süßer wars, als ein Traum gewährt;Eng ward mir die Brust, den Tod zu spürenHabe ich mit jedem Ton begehrt. Mit der Morgenröte schwand die Glut der Töne,Wurde still die Seele bis zum Grund.Sichtbar in der hellen SeelentiefeBlieb dein Lächeln, blieb allein dein Mund.
SieWie dein Strahl, so leicht, so rein,Kann kein Hauch, kein Seufzer sein.Doch er weckt mich nicht: Ich mußHarrn auf heißer Tage Kuß,Auf den Zarn im Krönungskranz;Nur für ihn birgt MorgenglanzDuft und Schönheit, unerkannt,Unterm Tau aus Diamant.ErFrüh stieg übern Berg ich auf,Um zu sehen: So blühst du auf,Schau die ganze Nacht auf dich.Und du schweigst und duldest mich,Doch entgegen meinem LichtBlühn die Purpurlippen nicht.
Zerstör den Frieden nicht!Nur deine Liebe brachte mich hervor,Lieb doch kein Truggesicht!Kleinmüt´ger Träumer, der du bangst und stöhnstIn Seelenqual, glaube mir;Je näher du dem luftigen Traum dich wähnst,Je ferner bin ich dir.So schreit am See ein Jüngling auf, betörtVon Lunas Silberlicht;Er stürtzt hinab – von seiner Hand zerstört,Erlosch ihr Angesicht.Kind, schenke Träume kein Gehör hinfort,Trockne die Tränen dir!Hoch droben schwimmt und leuchtet Luna, dortIst auch ihr Reich, nicht hier.
Spät war und dämmrig die Stunde. Wir gingenEinsam im Wald, und ich sah:Licht losch im Westen mit zitternden Schwingen.Ah! Blieb nicht ein Wort, drauf der Abschied noch harrte?Keines das Herz doch verstand;Ob es denn keiner, nun da es erstarrte,Fand? Weben Gedanken, unruhig-verschwommen,Still weint die Seele sich aus, –Rasch sind die Sterne, die hellen, gekommen,Harr aus!(1858)