O Stunde seliger Vereinung,Wo du erschienst mit holdem Gruß,Gleich einer flüchtigen Erscheinung,Der reinsten Schönheit Genius!In hoffnungslosen Sehnsuchtqualen,In dieses Lebens Wogenprall,Sah ich dein Engelsauge strahlenUnd hörte deiner Stimme Schall.Es schwanden Jahre. Meine QualenBegrub des Lebens Wogenschwall,Und deiner Engelsaugen StrahlenVergaß ich, deiner Stimme Schall!Verbannt, in düstrem, dumpfem SehnenFloß träg und kalt dahin mein Blut –Ach, ohne Gottheit, Leben, Thränen,Begeisterung und Liebesglut!Da schlug die Stunde der VereinungUnd du erschienst mit holdem Gruß,Gleich einer flüchtigen Erscheinung,Der reinsten Schönheit Genius.Nun schlägt mein Herz in trunknem SehnenUnd feurig schießt dahin mein Blut –Mich rufen Gottheit, Leben, Thränen,Begeisterung und Liebesglut!
Erst gestern war es, denkst du daran?Es ging der Tag zur Neige.Ein böser Schneesturm da begannund brach die dürren Zweige.Der Sturmwind blies die Sterne weg,die Lichter, die wir lieben.Vom Monde gar war nur ein Fleck,ein gelber Schein geblieben.Und jetzt? So schau doch nur hinaus:Die Welt ertrinkt in Wonne.Ein weißer Teppich liegt jetzt aus.Es strahlt und lacht die Sonne.Wohin du siehst: Ganz puderweißgeschmückt sind alle Felder,der Bach rauscht lustig unterm Eis.Nur finster stehn die Wälder.
Vergessen sah im Buch ich liegenEin Blümchen, das den Duft verlor;Und seltsame Gedanken stiegenIn meiner Seele da empor:Wo blühte es? in welchem Jahre?Wie lange? und wer pflückt´ es ab?Stak einem Mädchen es im Haare?Warum fand es im Buch sein Grab?Erinnerung an ein Wiedersehen,An eines Abschieds Schmerzgewalt,An einsames SpaziergehenIm stillen Feld, im dunklen Wald?Ist sie noch seines Lebens Freude?Wo sind sie nun, an welchem Ort?Sind Glück und Leben schon für beide,Wie diese Blume hier, verdorrt?
Täuscht das Leben dich, verzage,Zürne nicht, so weh es tut!Faß am Trauertage Mut:Glaub, es kommen Freudentage.Zukunft unser Herz erfüllt,Leid nimmt Gegenwart gefangen:Alles ist so rasch vergangen;Was vergangen ist, wird mild.
Vor Wut möcht ich und Scham vergehn,Daß ich von Liebe zu dir spreche -Doch meine Thorheit, meine SchwächeMuß ich zu Füßen dir gestehn.Das paßt recht schlecht zu meinen Jahren!Zeit wär´s, vernünftiger zu sein!Doch in der Liebe wohlerfahren,Kenn ich auch ihrer Krankheit Pein:Dir fern – muß ich voll Sehnsucht klagen,Dir nah – muß schweigend dulden ich,Und mächtig drängt´s mich, dir zu sagen:Ich liebe, holder Engel dich![...]
Sie sagte statt des leeren "Sie"Das traute "Du" mir aus Versehen –Und schon verheißt die PhantasieErhörung meines Liebesflehen!Ich schau sie an glückseliglich,Nach jedem ihrer Blicke geizend;Ich spreche laut: "Wie sind Sie reizend!"Und denke still: "Wie lieb ich dich!"
Nein, nein, ich gebe mich, ich kann und darf es nicht,der Liebe nicht mehr hin, ich muß ihr widerstehen;mein Herz verlangt nach Ruh, verlangt nach Gleichgewicht,es soll hinfort nicht mehr entflammen und vergehen;genug hab ich geliebt; doch warum wird mir leicht,warum will sich mein Geist in flüchtigen Träumen lösen,wenn es geschieht, daß stumm an mir vorüberstreichtein junges, himmlisches, unschuldig reines Wesen,und naht und sich verliert?... Ist´s meinem Blick verwehrt,in traurig-süßer Lust dem Mädchen zu begegnen,ihr leise nachzugehn und, still in mich gekehrt,mit Freude und mit Glück das Leben ihr zu segnenund für sie zu erflehn das wohl der ganzen Welt,der Seele heitere Ruh, ein schattenloses Leben,ach, auch das Glück des Manns, dem sie so wohlgefällt,daß er gewillt ist, ihr den Namen Frau zu geben.