So gern hätt ich ein schönes Lied gemachtvon deiner Liebe, deiner treuen Weise;die Gabe, die für andre immer wacht,hätt ich so gern geweckt zu deinem Preise. Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr,und wie ich auch die Reime mochte stellen,des Herzens Fluten wallten darüber her,zerstörten mir des Liedes zarte Wellen. So nimm die einfach schlichte Gabe hin,von einfach ungeschmücktem Wort getragen,und meine ganze Seele nimm darin:Wo man am meisten fühlt,weiß man nicht viel zu sagen. Nun ist der liebe Mai im Land,mit Blumen zog er ein,und diese Blumen, die ich fand,bring´ ich dir, Mütterlein!Das Blümchen braucht den Sonnenschein,sonst geht es bald zugrund´,und ich, ich brauch´ mein Mütterlein:Gott halte dich gesund!So wie das Blümlein dankbar istfür jeden Sonnenstrahl,so dankt dir für die Lieb´ dein Kind:Gott lohn´ dir´s tausendmal!
Vor vierzig Jahren Da gab es doch ein Sehnen,Ein Hoffen und ein Glühn,Als noch der Mond »durch TränenIn Fliederlauben« schien,Als man dem »milden Sterne«Gesellte was da lieb,Und »Lieder in die Ferne«Auf sieben Meilen schrieb! Ob dürftig das Erkennen,Der Dichtung Flamme schwach,Nur tief und tiefer brennenVerdeckte Gluten nach.Da lachte nicht der leere,Der übersatte Spott,Man baute die AltäreDem unbekannten Gott. Und drüber man den BrodemDes liebsten Weihrauchs trug,Lebend´gen Herzens Odem,Das frisch und kräftig schlug,Das schamhaft, wie im Tode,In Traumes WundersargNoch der Begeistrung Ode,Der Lieb´ Ekloge barg. Wir höhnen oft und lachenDer kaum vergangnen Zeit,Und in der Wüste machenWie Strauße wir uns breit.Ist Wissen denn Besitzen?Ist denn Genießen Glück?Auch Eises Gletscher blitzenUnd Basiliskenblick. Ihr Greise, die gesunkenWie Kinder in die Gruft,Im letzten Hauche trunkenVon Lieb´ und Ätherduft,Ihr habt am LebensbaumeDie reinste Frucht gepflegt,In karger Spannen RaumeEin Eden euch gehegt. Nun aber sind die Zeiten,Die überwerten, da,Wo offen alle WeitenUnd jede Ferne nah.Wir wühlen in den Schätzen,Wir schmettern in den Kampf,Windsbräuten gleich versetzenUns Geistesflug und Dampf. Mit unsres Spottes GertenZerhaun wir, was nicht Stahl,Und wie Morganas GärtenZerrinnt das Ideal;Was wir daheim gelassenDas wird uns arm und klein;Was Fremdes wir erfassen,Wird in der Hand zu Stein. Es wogt von End´ zu Ende,Es grüßt im Fluge her,Wir reichen unsre Hände,- Sie bleiben kalt und leer. -Nichts liebend, achtend Wen´geWird Herz und Wange bleich,Und bettelhafte Kön´geStehn wir im Steppenreich.
Über dem Brünnlein nicket der Zweig,Waldvögel zwitschern und flöten,Wild Anemon´ und Schlehdorn bleichIm Abendstrahle sich röten,Und ein Mädchen mit blondem HaarBeugt über der glitzernden Welle,Schlankes Mädchen, kaum fünfzehn Jahr,Mit dem Auge der scheuen Gazelle.Ringelblumen blättert sie ab:»Liebt er?« - »liebt er mich nimmer?«Und wenn »liebt« das Orakel gab,Um ihr Antlitz gleitet ein Schimmer:»Liebt er nicht« - o Grimm und Graus!Daß der Himmel den Blüten gnade!Gras und Blumen, den ganzen StraußWirft sie zürnend in die Kaskade.Gleitet dann in die Kräuter lind,Ihr Auge wird ernst und sinnend;Frommer Eltern heftiges Kind,Nur Minne nehmend und minnend,Kannte sie nie ein anderes BandAls des Blutes, die schüchterne Hinde;Und nun Einer, der nicht verwandtIst das nicht eine schwere Sünde?Mutlos seufzet sie niederwärts,In argem Schämen und Grämen,Will zuletzt ihr verstocktes HerzRecht ernstlich in Frage nehmen.Abenteuer sinnet sie aus:Wenn das Haus nun stände in Flammen,Und um Hilfe riefen herausDer Karl und die Mutter zusammen?Plötzlich ein Perlenregen dichtStürzt ihr glänzend aus beiden Augen,In die Kräuter gedrückt ihr Gesicht,Wie das Blut der Erde zu saugen,Ruft sie schluchzend: »ja, ja, ja!«Ihre kleinen Hände sich ringen,»Retten, retten würd´ ich Mama,Und zum Karl in die Flamme springen!«
Was rennst, was mühst du dich,Zu mehren deine Tat.Halt nur den Acker rein,Dann sprießt von selbst die Saat;In Ruhe wohnt die Kraft,Du mußt nur ruhig sein,Durch ohne Tür und TorDie Gnade lassen ein.
Wär ich ein Jäger auf freier Flur,Ein Stück nur von einem Soldaten,Wär ich ein Mann doch mindestens nur,so würde der Himmel mir raten;Nun muß ich sitzen so fein und klar,Gleich einem artigen Kinde,Und darf nur heimlich lösen mein Haar –Und lassen es flattern im Winde.
O frage nicht, was mich so tief bewegt,Seh ich dein junges Blut so freudig wallen,Warum, an deine klare Stirn gelegt,Mir schwere Tropfen aus den Wimpern fallen.Mich träumte einst, ich sei ein albernes Kind,Sich emsig mühend an des Tisches Borden;Wie übermächtig die Vokabeln sind,Die wieder Hieroglyphen mir geworden!Und als ich dann erwacht, da weint ich heiß,Daß mir so klar und nüchtern jetzt zu Mute,Daß ich so schrankenlos und überweis´,So ohne Furcht vor Schelten und vor Rute.So, wenn ich schaue in dein Antlitz mild,Wo tausend frische Lebenskeime walten,Da ist es mir, als ob Natur mein BildMir aus dem Zauberspiegel vorgehalten;Und all mein Hoffen, meiner Seele BrandUnd meiner Liebessonne dämmernd Scheinen,Was noch entschwinden wird und was entschwand,Das muß ich alles dann in dir beweinen.
Vom Grabe ist der Herr erstandenund grüßet, die da sein.Und wir sind frei von Tod und Bandenund von der Sünde Moder rein.Ich soll mich freun an diesem Tage.Ich freue mich, mein Jesu Christ.Und wenn im Aug´ ich Tränen trage,du weißt doch, daß es Freude ist.
An des Balkones Gitter lehnte ichUnd wartete, du mildes Licht, auf dich.Hoch über mir, gleich trübem Eiskristalle,Zerschmolzen schwamm des Firmamentes Halle;Der See verschimmerte mit leisem Dehnen,Zerfloßne Perlen oder Wolkentränen?Es rieselte, es dämmerte um mich,Ich wartete, du mildes Licht, auf dich.Hoch stand ich, neben mir der Linden Kamm,Tief unter mir Gezweige, Ast und Stamm;Im Laube summte der Phalänen Reigen,Die Feuerfliege sah ich glimmend steigen,Und Blüten taumelten wie halb entschlafen;Mir war, als treibe hier ein Herz zum Hafen,Ein Herz, das übervoll von Glück und LeidUnd Bildern seliger Vergangenheit.Das Dunkel stieg, die Schatten drangen ein -Wo weilst du, weilst du denn, mein milder Schein?Sie drangen ein, wie sündige Gedanken,Des Firmamentes Woge schien zu schwanken,Verzittert war der Feuerfliege Funken,Längst die Phaläne auf den Grund gesunken,Nur Bergeshäupter standen hart und nah,ein düstrer Richterkreis, im Düster da.Und Zweige zischelten an meinem FußWie Warnungsflüstern oder Todesgruß;Ein Summen stieg im weiten WassertaleWie Volksgemurmel vor dem Tribunale;Mir war, als müsse etwas Rechnung geben,Als stehe zagend ein verlornes Leben,Als stehe ein verkümmert Herz allein,Einsam mit seiner Schuld und seiner Pein.Da auf die Wellen sank ein Silberflor,Und langsam stiegst du, frommes Licht, empor;Der Alpen finstre Stirnen strichst du leise,Und aus den Richtern wurden sanfte Greise,Der Wellen Zucken ward ein lächelnd Winken,An jedem Zweige sah ich Tropfen blinken,Und jeder Tropfen schien ein Kämmerlein,Drin flimmerte der Heimaltlampe Schein.O Mond, du bist mir wie ein später Freund,Der seine Jugend dem Verarmten eint,Um seine sterbenden ErinnerungenDes Lebens zarten Widerschein geschlungen,Bist keine Sonne, die entzückt und blendet,In Feuerströmen lebt, im Blute endet -Bist, was dem kranken Sänger sein Gedicht,Ein fremdes, aber o! ein mildes Licht.
Drum fest, nur fest, nur keinen Schritt zur Seite,Der Himmel hat die Pfade wohl bezeichnet,Ein reines Aug erkennt sie aus der Weite,Und nur der Wille hat den Pfad verleugnet;Uns allen ward der Kompaß eingedrückt,Noch keiner hat ihn aus der Brust gerissen,Die Ehre nennt ihn, wer zur Erde blickt,Und wer zum Himmel, nennt ihn das Gewissen.
Meine Lieder sandte ich dir,Meines Herzens strömende Quellen,Deine Locke sandtest du mir,Deines Hauptes ringelnde Wellen;Hauptes Welle und Herzens Flut,Sie zogen einander vorüber.Haben sie nicht im Kusse geruht?Schoß nicht ein Leuchten darüber?