Wo still ein Herz voll Liebe glüht,O rühret, rühret nicht daran!Den Gottesfunken löscht nicht aus!Fürwahr, es ist nicht wohlgethan.Wenn´s irgend auf dem ErdenrundEin unentweihtes Plätzchen giebt,So ist´s ein junges Menschenherz,Das fromm zum erstenmale liebt.O gönnet ihm den Frühlingstraum,In dem´s voll ros´ger Blüten steht!Ihr wißt nicht, welch ein ParadiesMit diesem Traum verloren geht.Es brach schon manch ein starkes Herz,Da man sein Lieben ihm entriß,Und manches duldend wandte sich,Und ward voll Haß und Finsternis.Und manches, das sich blutend schloß,Schrie laut nach Luft in seiner Noth,Und warf sich in den Staub der Welt;Der schöne Gott in ihm war tot.Dann weint ihr wohl und klagt euch an;Doch keine Thräne heißer ReuMacht eine welke Rose blühn,Erweckt ein todtes Herz auf´s neu.
Die Nacht war schwarz, die Luft war schwül, Ich fand nicht Schlaf auf meinem Pfühl, Mein Sinn ward trüb und trüber; Da schritten die Tage der alten Zeit Zu langem, langem Zug gereiht Wehklagend mir vorüber:»Du hattest den Lenz und du hast ihn entlaubt, Du hattest das Heil und du hast nicht geglaubt, Du hattest ein Herz zum Lieben, Du hast es vertändelt mit eitlem Schein; Nun bist du zuletzt allein, allein Mit deinem Jammer geblieben.Und wie du ringst in bangem Gebet, Es ist zu spät, es ist zu spät, Du darfst von Rast nicht wissen; Dein einsam Herz ist dein Gericht.« Ich aber drückte mein Angesicht Laut weinend in die Kissen.
Das ist´s, was an der MenschenbrustMich oftmals läßt verzagen,Daß sie den Kummer wie die LustVergißt in wenig Tagen.Und ist der Schmerz, um den es weint,Dem Herzen noch so heilig –Der Vogel singt, die Sonne scheint.Vergessen ist er eilig.Und war die Freude noch so süß –Ein Wölkchen kommt gezogen,Und vom geträumten ParadiesIst jede Spur verflogen.Und fühl ich das, so weiß ich kaum,Was mir weckt tiefre Schauer,Daß gar so kurz der Freude Traum,Oder so kurz die Trauer?
Herr, den ich tief im Herzen trage,Sei du mit mir!Du Gnadenhort in Glück und Klage,Sei du mit mir!Behüte mich am Born der FreudeVor Übermut!Und wenn ich an mir selbst verzage,Sei du mit mir!Dein Segen ist wie Tau den Reben,Schwach bin ich sonst;Doch daß ich kühn das Höchste wage,Sei du mit mir!O du mein Trost, du meine Stärke,Mein Sonnenlicht!Bis an das Ende meiner TageVerlaß mich nicht!
So ist es, wars und wird es sein:Gebt Freiheit! rufen die Partein,Mit was für Farben sie sich schmücken;Das heißt: gebt uns das Reich allein,Daß wir die andern unterdrücken!So ist es, wars und wird es sein!
Mein Herz ist wie die dunkle Nacht,Wenn alle Wipfel rauschen,Da steigt der Mond mit voller Prachtaus Wolken sacht –Und sieh, der Wald verstummt in tiefem Lauschen.Der Mond, der helle Mond bist du,Aus deiner LiebesfülleWirf einen, einen Blick mir zuVoll Himmelsruh –Und sieh, das ungestüme Herz wird stille.
Oft in tiefer MitternachtFaßt mich ein unendlich BangenUm die Tage, die vergangenUnd mich nicht ans Ziel gebracht.Was ich jung umsonst gesucht,Kann ich´s alternd noch erringen?An die ausgewachsnen SchwingenHing sich, ach, des Siechtums Wucht.– Wirf denn hin den Zauberstab,Eh´ er dir entsinkt mit Schmerzen!Nimm die letzte Glut im HerzenUngesungen mit ins Grab! –Still, o still! Ich lern´ es nie,Stumme Tage klug zu weben.Trostlos Darben wär ein LebenOhne dich, o Poesie!Nach dem Kranz, der vor mir schwebt,Muß ich ringen Stund´ um Stunde,Wie der Aar, der flügelwunde,Sterbend noch zur Sonne strebt.
Du fragst mich, liebe Kleine,Warum ich sing und weine,Du fragest, was mich schmerzt?Ich habe den Lenz versäumet,Ich habe die Jugend verträumet,Ich habe die Liebe verscherzt.Mir schwoll der Becher am Munde,Ich hatte nicht Durst zur Stunde,Ich ließ vorüber ihn gehn.Mir winkt´ im grünen LaubeGranate, Feig´ und Traube,Doch hab´ ich sie lassen stehn.Und als nun kam der Abend,Die Sonn´ im Glanz begrabend,Da war mein Durst erwacht;Aber der Becher der Wonnen,Die Früchte waren zerronnen,Und dunkelte rings die Nacht.Die Welt hat mich verlassen;Nun sing ich auf den GassenMein Lied, wie tief es schmerzt:Ich habe den Lenz versäumet,Ich habe die Jugend verträument,Ich habe die Liebe verscherzt.
Auf keinen Fall gestehe Du der Mittelmäßigkeit was zu. Hast Du Dich erst mit ihr vertragen, dann wird´s Dir bald bei ihr behagen, bis Du dereinst, Du weißt nicht wie, geworden bist, so flach wie sie.