Der stille Teich von dunklem Schilf umflüstertund alten überwachsnen Stämmen die seltsam rauschenerglüht im sinkenden Abend. Leise flirrtsein tiefer brauner Kelch im Nachtwind und umspültder schlanken Gondel goldgezierten Bugdie schwer mit Tang und trüber Flut gefülltauf weichen Ufermoosen schaukelt woder schmale Kiesweg grün umwuchertin fernes Dunkel taucht. Verschlafen gleitenim Wellenrieseln weiße Wasserrosenan dünnen schwanken Stengeln hin und strahlenin blassem Feuer groß aus braunen Schatten dievon breiten Buchenkronen sinken undder satte Abendhimmel überströmtvon Purpurwolken flimmert durchs Gewirrder Äste schwer und brennend wie ein Schachtmit funkelnden Juwelen übersät.
Sonnenaufgänge sing´ ich und Sonnenuntergänge: Aufgang und Untergang ist das Leben – Aber einmal dämmern Tage, Da die Nacht in graue Gräber fiel, Ewig Sonnenleuchten über alle Welten flutet: Einmal – und ich lausche in die Nacht, Und mir ist, der fahle Dämmer trägt Wie ein zitternd Ahnen fernes Pochen, Abglanz jener tausend Morgenchöre, Die der Welten hehrstes Fest umbrausen, Und ich grüße aus dem Zwang der Nacht Künftiger Zeiten junge Morgenröten.
Der Abend spricht mit lindem Schmeichelwort die Gassen In Schlummer und der Süße alter Wiegenlieder, Die Dämmerung hat breit mit hüllendem Gefieder Ein Riesenvogel sich auf blaue Firste hingelassen. Nun hat das Dunkel von den Fenstern allen Glanz gerissen, Die eben noch beströmt wie veilchenfarbne Spiegel standen, Die Häuser sind im Grau, durch das die ersten Lichter branden Wie Rümpfe großer Schiffe, die im Meer die Nachtsignale hissen. In späten Himmel tauchen Türme zart und ohne Schwere, Die Ufer hütend, die im Schoß der kühlen Schatten schlafen, Nun schwimmt die Nacht auf dunkel starrender Galeere Mit schwarzem Segel lautlos in den lichtgepflügten Hafen.
Nun bist du, Seele, wieder deinem TraumUnd deiner Sehnsucht selig hingegeben.In holdem Feuer glühend fühlst du kaum,Daß Schatten alle Bilder sind, die um dich leben.Denn nächtelang war deine Kammer leer.Nun grüßen dich, wie über Nacht die ZeichenDes jungen Frühlings durch die Fenster her,Die neuen Schauer, die durch deine Seele streichen.Und weißt doch: niemals wird Erfüllung seinDen Schwachen, die ihr Blut dem Traum verpfänden,Und höhnend schlägt das Schicksal Krug und WeinDen ewig Dürstenden aus hochgehobnen Händen.
Der Abend läuft den lauen Fluß hinunter,Gewittersonne übersprengt die Ufersenkung bunter.Es hat geregnet. Alle Blätter dampfen Feuchte.Die Weidenwildnis streckt mit hellen Tümpeln sich ins witternde Geleuchte.Weiße Nebel sich ins Abendglänzen schwingen.Unterm seichten Fließen dumpf und schrill die mitgezognen Kiesel klingen.Die Pappeln stehn im Licht, traumgroße Kerzen dick mit gelbem Honigseim beträuft –Mir ist, als ob mein tiefstes Glück durch grüne Ufer in den brennenden Gewitterabend läuft.
Die Tore aller Himmel stehen hoch dem Dunkel offen,Das lautlos einströmt, wie in bodenlosen TrichterLand niederreißend. Schatten treten dichterAus lockren Poren nachtgefüllter Schollen.Die Pappeln, die noch kaum von Sonne troffen,Sind stumpf wie schwarze Kreuzesstämme übers Land geschlagen.Die Acker wachsen grau und drohend - Ebenen trüber Schlacke.Nacht wirbelt aus den Wolkengruben, über die die Stöße rollenSchon kühler Winde, und im dämmrigen GezackeHellgrüner Weidenbüschel, drin es rastend sich und röchelnd eingeschlagen,Verglast das letzte Licht.
Der Sommermittag lastet auf den weißen Terrassen und den schlanken Marmortreppen die Gitter und die goldnen Kuppeln gleißen leis knirscht der Kies. Vom müden Garten schleppen sich Rosendüfte her – wo längs der Hecken der schlaffe Wind entschlief in roten Matten und geisternd strahlen zwischen Laubverstecken die Götterbilder über laue Schatten. Die Efeulauben flimmern. Schwäne wiegen und spiegeln sich in grundlos grünen Weihern und große fremde Sonnenfalter fliegen traumhaft und schillernd zwischen Düfteschleiern.
Dein Stern erglänzt in Auferstehungsfrühen,Dein Schicksal treibt, als Opfer sich zu spenden,Durstige Flamme, kühn, sich zu verschwenden,Wie Laubgerinnsel, die im Herbstwald sich verglühen.In Fernen sind die Hölzer schon geschichtet,Den Leib zu neuer Weihe zu empfangen –Und schwellend ist, um das die Wimpel deiner Träume hangen,Das Brautbett deiner letzten Sehnsucht aufgerichtet.
Träume der blassen und umglühten Stunden sinkt wieder ihr in lindem Abendwehn aus goldgenetzter Wolken dunklem Schoß wie Sommerregen duftend auf mein Land? Ihr locktet früh das Kind zu Zaubergärten verwunschnen Schlössern stillen grünen Seen und brauner Wurzel quoll aus trübem Schacht gehöhlter Felsen unermeßnes Gold. Dann gingt ihr hin und euer leichtes Bild zerfloß und zitterte nur traumhaft fern wie leuchtend durch die Nächte warmer Schein in dämmerweichen Sommerlüften hängt. Nun tönt mir eure Stimme süß vertraut wie einem Kind das sich im Wald verlor der Glocken Läuten still vom Abendwind durch welken Glanz der Tale hingeweht.