Verlassene Geliebte, schwergekränkte,Noch einmal gib mir freundlich Deine Hand,Die mir Dein großes Herz in Tagen schenkte,Wo Du noch viel zu wenig mich gekannt.Ein heißes Lieben und ein heißes LeidenHat unser beider Herzen durchgewühlt,Sekundenlanges Finden, bittres Scheiden,Und Reue dann, von Starrsinn unterkühlt.Erschienen bist Du mir in stillen Stunden,Wo klar und ruhig floß mein wildes Blut;Ich wähnte damals, daß ich heimgefunden,Und Alles, Alles sei nun endlich gut.Dir aber ist ein böses Wort entglitten,Ein ungewolltes, doch ein böses Wort; Umsonst war Deiner Augen scheues Bitten,Es peitschte mich aus Deinem Bannkreis fort.Zerschmettert fallen traulich enge Schranken, In trunknem Toben geht es abgrundwärts;Wie tolle Rosse rasen die GedankenUnd sie zerstampfen Dir und mir das Herz…
Du hast deinen brünstigen Leib mir geschenkt,Mit rasender Wollust das Hirn mir durchtränkt –Ich aber ich dürste nach Liebe.Der Wollust berauschender Opiumwein,Er lullt ja die brennende Sehnsucht nur ein,Die brennende Sehnsucht nach Liebe.Im Wahnwitzgejauchz´ dionysicher GierAufzittert noch immer, noch immer in mir –Die schreiende Sehnsucht nach Liebe.
Wir haben in seligen NächtenBlutsäumige Küsse getauscht,Wir haben in stöhnenden WonnenDie hungernden Seelen berauscht.Wir liebten uns bis zur ErschöpfungUnd liebten auch dann uns noch fort,Doch niemals entglitt unsren LippenEin einziges zärtliches Wort.
Hab´ ich Euch gekränkt, beleidigt,Zugefügt Euch herbes Leid,O verzeiht!Ach die namenlosen Schmerzen,Die da fressen tief im Herzen,Machen böse oft mein Wort;Bitter fliegt´s und höhnend fort,Trifft vielleicht Euch in die Seele,Macht Euch herbe Qual,Während schon mein Herz bereuteTausendmal.
Ich wäre gern ein schlichter Mann geworden,Der starken Anmut lebensfrohes Bild,Ich wäre gern ein schlichter Mann geworden,Mit einer Seele sonnenklar und mild.An eines stillen Stromes grünen BordenHätt´ ich das Leben gerne süß verträumt,An eines stillen Stromes grünen BordenDie wilde Lust, die wilde Qual versäumt. –Ich wäre gern ein schlichter Mann geworden…
Wenn Deiner Lieder dunkelwarme LauteWie Glockentöne weich ans Herz mir drangen,Bis meiner Seele starre Hüllen sprangenUnd Thrän´ auf Thräne trotzig niederthaute,Und wie ich dann in wonnig-süßem Bangen,In heiliger Scheu zu athmen kaum mich traute,Nach Deinen Lippen sehnsuchtsvoll nur schauteIn unersättlich seligem Verlangen –O, wer vergäße jemals dieser Tage,Wo sich Natur und Kunst so schön verbunden,Wo leis´ und leiser klang die tiefe Klage,Und milder schmerzten ewig-off´ne Wunden,Wo sich gestählt mein Herz, das lebenszage,Für neuer Kämpfe schicksalsschwere Stunden.
Und als Du leise mich geküßtUnd Dich mir angeschmiegt,War mir´s, als ob ich weinen müßt´ –Mein Lieb, Du hast gesiegt.Der brandigen Gedanken HeerVertrieb Dein junger Mut,Mein ganzes Herz begierdeleerIn Deinen Händen ruht.O hab´ mich lieb und bleib´ bei mirUnd mach´ mich ganz gesund,Zeitlebens will ich´s danken DirAus tiefstem Herzengrund.
O grabe der herrlichen ZähneBlauschimmernde PerlenreihnIn raubtierwild-rasenden KüssenTief in die Schulter mir ein!Wir wollen noch einmal erkämpfenDen heißesten, höchsten Genuß,Eh´ von dem erschlaffenden KörperDie Gierde weichen muß.Der brennenden fiebernden WundeWollustdurchfolterte Qual,Sie sei unsrer sterbenden LiebeBlutiges Totenmal.
Dem Kelch der Leiden hab´ ich viel enttrunken,Obwohl ich jung,Der Traum von Erdenglück ist mir versunken,Obwohl ich jung.Ich sah genug von Menschenlos, dem herben,Obwohl ich jung,Und ich bin müde, müde bis zum Sterben,Obwohl ich jung.