Hoffnung hintergehet zwar,Aber nur was wankelmüthig;Hoffnung zeigt sich immerdarTreugesinnten Herzen gütig!Hoffnung senket ihren GrundIn das Herz, nicht in den Mund.
Siehst du den Stern im fernsten Blau?Der flimmernd fast erbleicht?Sein Licht braucht eine Ewigkeit,Bis es dein Aug´ erreicht.Vielleicht vor tausend Jahren schonZu Asche stob der Stern;Und doch steht dort sein milder ScheinNoch immer still und fern.Dem Wesen solchen Scheines gleicht,Der ist und doch nicht ist,O Lieb, dein anmutvolles Sein,Wenn du gestorben bist.
Fliehendes Jahr, in duftigen SchleiernStreifend an abendrötlichen WeihernWallest du deine Bahn;Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,Wo an herbstlichen UferhöhenZieht entlang ein stummer Schwan.Still und einsam schwingt er die FlügelTauchet in den Wasserspiegel,Hebt den Hals empor und lauscht;Taucht zum andern Male nieder,Richtet sich auf und lauschet wieder,Wie´s im flüsternden Schilfe rauscht.Und in seinem Tun und LassenWill´s mich wie ein Traum erfassen,Als ob´s meine Seele wär:,Die verwundert über das Leben,Über das Hin- und Widerschweben, Lugt´ und lauschte hin und her.Atme nur in vollen ZügenDieses friedliche GenügenEinsam auf der stillen Flur!Und hast du dich klar empfunden,Mögen enden deine Stunden,Wie zerfließt die Schwanenspur!
Aus den braunen SchollenSpringt die Saat empor,Grüne Knospen rollenTausendfach hervor.Und es ruft die Sonne:»Fort den blassen Schein!Wieder will ich Wonne,Glut und Leben sein!Wieder wohlig zitternAuf dem blauen Meer,Oder zu GewitternFühren das Wolkenheer!In den FrühlingsregenSieben Farben streunUnd auf Weg und StegenMeinen goldnen Schein!«
Schöne Brücke, hast mich oft getragen,Wenn mein Herz erwartungsvoll geschlagenUnd mit dir den Strom ich überschritt.Und mich dünkte, deine stolzen BogenSind in kühnerm Schwunge mitgezogen,Und sie fühlten meine Freude mit.Weh der Täuschung, da ich jetzo sehe,Wenn ich schweren Leids hinübergehe,Daß der Last kein Joch sich fühlend biegt;Soll ich einsam in die Berge gehenUnd nach einem schwachen Stege spähen,Der sich meinem Kummer zitternd fügt?Aber SIE, mit anderm Weh und LeidenUnd im Herzen andre Seligkeiten:Trage leicht die blühende Gestalt!Schöne Brücke, magst du ewig stehen,Ewig aber wird es nie geschehen,Daß ein beßres Weib hinüber wallt!
Ich hab in kalten WintertagenIn dunkler, hoffnungsarmer ZeitGanz aus dem Sinne dich geschlagenO Trugbild der Unsterblichkeit.Nun, da der Sommer glüht und glänzet,Nun seh ich, daß ich wohlgetan,Aufs neu hab ich das Haupt bekränzet,Im Grabe aber ruht der Wahn.Ich fahre auf dem klaren Strome,Er rinnt mir kühlend durch die Hand,Ich schau hinauf zum Blauen DomeUnd such – kein bessres Vaterland.Nun erst versteh ich, die da blühet,Oh Lilie, deinen stillen Gruß:Ich weiß, wie sehr das Herz auch glühet,Daß ich wie du vergehen muß!Seid mir gegrüßt, ihr holden Rosen;In eures Daseins flücht´gem Glück –Ich wende mich vom SchrankenlosenZu eurer Anmut froh zurück.Zu glühn, zu blühn und ganz zu leben,Das lehret euer Duft und Schein,Und willig dann sich hinzugebenDem ewigen Nimmerwiedersein.
Schon hat die Nacht den SilberscheinDes Himmels aufgetan:Nun spült der See den WiderscheinZu dir, zu dir hinan!Und in dem Glanze schaukelt sichEin leichter dunkler Kahn;Der aber trägt und schaukelt michZu dir, zu dir hinan!Ich höre schon den Brunnen gehnDem Pförtlein nebenan,Und dieses hat ein gütig WehnVon Osten aufgetan.Das Sternlein schießt, vom Baume fälltDas Blust in meinen Kahn;Nach Liebe dürstet alle Welt –Nun, Schifflein, leg dich an!
Wir haben deinen tiefen Gram vernommenUnd sind in deinen Garten still gekommen,Wir stimmen unsere Saiten mit Bedacht,Erwartend lauscht die laue Maiennacht.Zu deines Ungetreuen Reu´ und Leide,Zu deiner Nachbarinnen bitterm Neide,Zu deiner Mutter Stolz und stiller Lust,So wollen singen wir aus voller Brust!Zünd´ an dein Licht, daß unser Lied dich ehreUnd vor dem Sternenzelt dein Leid verkläre!Noch gibt´s manch´ Auge, das in Treuen blitzt,Manch´ Herz, das noch an rechter Stelle sitzt!Wohl selig sind, die in der Liebe leiden,Und ihrer Augen teure Perlen kleidenDie weißen Wangen mehr, als MorgentauDie Lilienkelche auf der Sommerau.Die Liebe, die um Liebe ward betrogen,Glänzt hoch und herrlich gleich dem Regenbogen;Zu seinen Füßen, die in Blumen stehn,Da liegen goldne Schüsseln ungesehn.
Die Sonne führt durchs MorgentorGoldfunkelnd über den Bergen,Und wie zwei Veilchen im frühen Mai,Zwei blaue Augen klar und frei,Die lachen auf ihren WegenGeöffnet ihr entgegen. Glück auf, mein Liebchen ist erwachtMit purpurroten Wangen!Ihr Fenster glitzert im MorgenstrahlUnd alle Blumen im Garten und TalErwarten sie mit Sehnen,Die Äuglein voller Tränen. Es ist nichts Schöneres in der WeltAls diese grüne Erde,Wenn man darauf ein Schätzlein hat,Das still und innig, früh und spat,Für einen lebt und blühet,Ein heimlich Feuerlein glühet. "Hallo, du später Jägersmann,Was reibst du deine Augen?"Ich hab´ die ganze Nacht geschwärmtUnd mich am Mondenschein gewärmt,Und steige frisch und munterVom hohen Berg herunter. Mein Mädchen durch den Garten gehtUnd singt halblaute Weisen;Mich dünkt, ich kenne der Lieder Ton,Was gilt´s, ich habe sie alle schonHeut nacht dort oben gesungen!Sie sind herübergeklungen.
Es ist ein stiller Regentag,So weich, so ernst, und doch so klar,Wo durch den Dämmer brechen magDie Sonne weiß und sonderbar.Ein wunderliches Zwielicht spieltBeschaulich über Berg und Tal;Natur, halb warm und halb verkühlt,Sie lächelt noch und weint zumal.Die Hoffnung, das VerlorenseinSind gleicher Stärke in mir wach;Die Lebenslust, die Todespein,Sie ziehn auf meinem Herzen Schach.Ich aber, mein bewußtes Ich,Beschau´ das Spiel in stiller Ruh,Und meine Seele rüstet sichZum Kampfe mit dem Schicksal zu.