Ein trunkner Dichter leerte,sein Glas um jeden Zug.Ihn warnte sein Gefährte:"Paß auf, Du hast genug."Und jener sprach im Sinken:"Mein Freund, Du bist nicht klug.Zuviel kann man wohl trinken,doch nie trinkt man genug."
Die Ehre hat mich nie gesucht;die hätte mich auch nie gefunden.Wählt man, in zugezählten Stunden,ein prächtig Feierkleid zur Flucht?Auch Schätze hab´ ich nie begehrt.Was hilft es, sie auf kurzen Wegenfür Diebe mehr als sich zu hegen,wo man das wenigste verzehrt?Wie lange währt´s, so bin ich hinund einer Nachwelt unter Füßen!Was braucht sie, wen sie tritt, zu wissen?Weiß ich nur, wer ich bin!
Ich fragte meine Schöne:Wie soll mein Lied dich nennen?Soll dich als Dorimene,Als Galathee, als Chloris,Als Lesbia, als DorisDie Welt der Enkel kennen?Ach! Namen sind nur Töne:Sprach meine holde Schöne.Wähl´ selbst. Du kannst mich DorisUnd Galathee und ChlorisUnd – wie du willst, mich nennen;Nur nenne mich die Deine.
Der liebe Gott verzeiht aus GnadeIhm seine Henriade,Und seine Trauerspiele,Und seiner Verschen viele:Denn was er sonst ans Licht gebracht,Das hat er ziemlich gut gemacht.
Klorinde starb, sechs Wochen draufGab auch ihr Mann das Leben auf.Und seine Seele nahm aus diesem WeltgetümmelDen pfeilgeraden Weg zum Himmel."Herr Petrus!" rief er. "Aufgemacht!""Wer da?" — "Ein wackrer Christ.""Was für ein wackrer Christ?""Der manche Nacht,Seitdem die Schwindsucht ihn aufs Krankenbette brachte,In Furcht, Gebet und Zittern wachte.Mach bald!" Das Tor wird auf getan."Ha, ha! Klorindens Mann!Mein Freund", spricht Petrus, "nur herein!Noch wird bei Eurer Frau ein Plätzchen ledig sein.""Was? Meine Frau im Himmel? Wie?Klorinden habt Ihr eingenommen?Lebt wohl! Habt Dank für Eure Müh!Ich will schon sonstwo unterkommen."
Als Amor in den goldnen Zeiten Verliebt in Schläferlustbarkeiten auf bunten Blumenfeldern lief, Da stach den kleinsten von den Göttern Ein Bienchen, das in Rosenblättern, wo es sonst Honig holte, schlief. Durch diesen Stich ward Armor klüger, der unerschöpfliche Betrüger Sann einer neuen Kriegslist nach: Er lauscht in Rosen und Violen; Und kam ein Mädchen sie zu holen, Flog er als Bien heraus und stach.
Der Neid, o Kind,Zählt unsre Küsse;Drum küß´ geschwindEin Tausend Küsse;Geschwind du mich!Geschwind ich dich!Geschwind, geschwind,O Laura, küsseManch Tausend Küsse;Damit er sichVerzählen müsse.
So bald der Mensch sich kennt,Sieht er, er sei ein Narr;Und gleichwohl zürnt der Narr,Wenn man ihn also nennt.So bald der Mensch sich kennt,Sieht er, er sei nicht klug;Doch ist´s ihm lieb genug,Wenn man ihn weise nennt.Ein jeder, der mich kennt,Spricht: welcher Sonderling!Nur diesem ist´s ein Ding,Wie ihn die Welt auch nennt.
Der große Baum braucht überall viel Boden,Und mehrere, zu nah gepflanzt, zerschlagenSich nur die Äste. Mittelgut, wie wir,Find´t sich hingegen überall in Menge;Nur muß der Eine nicht den Andern mäkeln,Nur muß der Knorr den Knubben hübsch vertragen,Nur muß ein Gipfelchen sich nicht vermessen,Daß es allein der Erde nicht entsprossen.
Ente, wahres Bild von mir,Wahres Bild von meinen Brüdern!Ente, jetzo schenk´ ich dirAuch ein Lied von meinen Liedern. Oft und oft muß dich der NeidZechend auf dem Teiche sehen.Oft sieht er aus TrunkenheitTaumelnd dich in Pfützen gehen. Auch ein Tier – – o, das ist viel!Hält den Satz für wahr und süße,Daß, wer glücklich leben will,Fein das Trinken lieben müsse. Ente, ist´s nicht die Natur,Die dich stets zum Teiche treibet?Ja, sie ists; drum folg ihr nur.Trinke, bis nichts übrig bleibet. Ja, du trinkst und singst dazu.Neider nennen es zwar schnadern;Aber, Ente, ich und duWollen nicht um Worte hadern. Wem mein Singen nicht gefällt,Mag es immer Schnadern nennen.Will uns nur die neidsche WeltAls versuchte Trinker kennen. Aber, wie bedaur´ ich dich,Daß du nur mußt Wasser trinken.Und wie glücklich schätz ich mich,Wenn mir Weine dafür blinken. Armes Tier, ergib dich drein.Laß dich nicht den Neid verführen.Denn des Weins Gebrauch alleinUnterscheidet uns von Tieren. In der Welt muß Ordnung sein.Menschen sind von edlern Gaben.Du trinkst Wasser, und ich Wein:So will es die Ordnung haben.