Lang seufzt ich vergebens,es war mir im Drangund Unmut des Lebensverstummt der Gesang.Nun bauen die Sängerdes Waldes ihr Nest,nun halten mich längerdie Sorgen nicht fest.Die Sorge, die eisig,das Herz mir umschnürt,hat alle der Zeisigund Buchfink entführt.Welch üppiges Blühenin Wald und Geheg!Die Qualen und Mühen,nun jauchz´ ich sie weg.Früh auf aus dem Bette,durch Wald und Gesträuch…Ich pfeif um die Wette,ihr Vögel, mit eich!Ich singe und pfeife,so wie mir´s gefällt,durchschwärme, durchstreifedie lachende Welt.Und sättige wiederdes Herzens Begier…Auch hab´ ich ja Liederund Flügel wie ihr!
Die größte UnbescheidenheitIst der Anspruch der Unsterblichkeit,Die Zumuthung an die Natur,Diese dürftige MenschencreaturSelbst in den mißlungensten ExemplarenFür ewige Zeiten aufzubewahren.
Der Lenz ist da,Und fern und nahGibt´s neue Weisen und Lieder;Wie einst MerlinSo lausch ich hin,Und alles schreib´ ich nieder.Hoch in der LuftWas die Lerche ruft,Was die Drossel klagt im Hollunder,Was den Rosen all Die NachtigallFlötet, Sagen und Wunder;Was die Schlange klugIhre Kinder frug,Die im Sonnenlicht schillern,Was Hänfling und FinkIm Fluge flinkEinander zwitschern und trillern;Was die Vögel gewußt,Die voll WanderlustAus dem Süden erst gekommen,Was im Walde tiefAn Märchen schlief:Hab´ Alles, Alles vernommen.Hab´ es abgelauscht,Was lenzberauschtDie Glockenblumen läuten; –Lieder und Melodie´nWie MerlinKann ich sie deuten.
Leise, windverwehte Lieder, mögt ihr fallen in den Sand! Blätter seid ihr eines Baumes, welcher nie in Blüte stand. Welke, windverwehte Blätter, Boten, naher Winterruh, fallet sacht!… ihr deckt die Gräber mancher toten Hoffnung zu.
Greift zum Becher und laßt das Schelten!Die Welt ist blind.Sie frägt, was die Menschen gelten,Nicht, was sie sind!Uns aber laßt zechen und krönenMit LaubgewindDie Stirnen, die noch dem SchönenErgeben sind!Und bei den Posaunenstößen,Die eitel Wind,Laßt uns lachen über Größen,Die keine sind!
Buntbeblümte Wiesen dehnenFernhin sich, die Luft weht lind;Auf umsonnten WolkenkähnenKam der Lenz ins Land geschwind . . .Buntbeblümte Wiesen dehnenFernhin sich, die Luft weht lind.Laß mein Haupt an deines lehnen,Rühr die Harfe, holdes Kind!Lieblich wie Gesang von SchwänenKlagt ihr Ton im Abendwind . . .Laß mein Haupt an deines lehnenRühr die Harfe, holdes Kind!Zages Hoffen, süßes WähnenSchwellt die Seele mir gelind;Banges, langverhaltnes SehnenLöst sich; Quellen rieseln lind . . .Ach, ich weiß nicht, ob es Tränen,Oder ob es Lieder sind.
Nun laß das LamentierenUnd halte Maß!Man kann nicht mehr verlierenAls man besaß.Wer einst mit vollen ArmenSo reiches GlückUmschloß, kann nie verarmen,Denkt er zurück.Wer so genoß der Wonne,So lang er jung,Den wärmt wie eine SonneErinnerung.
Wir leben in einer praktischen Zeit,Und alles treibt sich gewerblich,Vermittels GegenseitigkeitWird jeder Lump unsterblich.Drum wenn du meinem Stern vertraust,So wollen wir uns vereinen,Und wenn du meinen Diener verhaust,So hau ich dir den deinen.Wofern du recht emsig darüberstreichst,So ähnelt dem Golde das Messing;Und wenn du mich mit Goethe vergleichst,Vergleich ich dich mit Lessing.
Mein Kind, das ist der Grund des Übels:Ich kann bei dir nicht stündlich sein;sonst kämst du nicht auf den Gedanken,daß Küssen könnte sündlich sein.Das Gegenteil will ich beweisen;doch soll die Wirkung gründlich sein,so muß vor allem das Verfahrensowohl geheim als mündlich sein.
Dich vor allem, heilige Muttersprache,Preis ich hoch; denn was mir an Reiz des LebensJe gewährt ein karges Geschick, ich hab esDir zu verdanken.Spröde schilt der Stümper dich nur; mir gabst duAlles; arm an eigenen Schätzen bin ich,Doch verschwenderisch wie ein König schwelg ichStets in den deinen.Mancher Völker Sprachen vernahm ich; keineIst an Farbe, plastischem Reiz, an Reichtum,Wucht und Tiefe, keine sogar an WohllautIst dir vergleichbar.Ja, du bist der griechischen Schwester selberEbenbürtig, wärst des GedankenflugesEines Pindar wert und der Kunst der altenGöttlichen Meister.....