Hochgepriesen ist er,Fromme Bücher liest er,Hinaus in´s Freie geht er,Doch nichts von Gott versteht er,Als Heuchler stets gefällt er,Ehr´ und Titel hält er,Geheimen Luxus führt er.Manch´ sanftes Herz verführt er,Von Gottes Gnaden spricht er,Die höchsten Schwüre bricht er.Wo er geht, da schleicht er.Den frommen Schein bewacht er,Das dumme Volk verlacht er.
Heute schlag´ ichAlle Grillen aus dem Sinn.Morgen frag´ ich:Warum ich so traurig bin.Heute sag´ ich:Meine Lieb´ ist ewig Dein!Morgen klag´ ich:Deine Liebe macht mir Pein!Heute wag´ ichKeck auf einen Wurf mein Glück;Morgen trag´ ichTief entmutigt mein Geschick. –Und so wechseln heut´ wie morgenUns´re Launen, Glück und Sorgen!
Hast Du Geld, dann bückt sich Jeder.Bist Du arm, dann drückt Dich Jeder.Hast Du Geist, verehrt Dich Jeder.Bist Du schön, begehrt Dich Jeder.Hast Du Witz, belacht Dich Jeder.Bist Du dumm, veracht´t Dich Jeder.Bist Du grob, verläßt Dich Jeder.Bist Du fein, hält fest Dich Jeder.Hast Du Herz, dann liebt Dich Jeder.Bist Du stolz, dann flieht Dich Jeder.Giebst Du gern, dann such Dich Jeder.Nimmst Du gern, verflucht Dich Jeder.Bist Du stark, dann schätzt Dich Jeder.Bist Du schwach, verletzt Dich Jeder.Bist Du krank, vermißt Dich Jeder.Bist Du todt – vergißt Dich jeder.
Schätze nie die Zeit gering,Wenn sie Unscheinbares bringt;Denke, daß das kleinste Ding,Wenn Dein Geist es tief durchdringt,Nur an der Minute hing,Die zum schnellen Schaffen zwingt.Doch wenn flüchtig sie entging,Eh´ der Geist sie ganz empfing, –Niemals dann den Preis erringt.Darum handle unbedingt,Wenn es in der Seele kling,Mit der Willenskraft beschwingt.Denn wer die Idee vollbringt,Die dem Augenblick entspringt, –Dem das Größte oft gelingt.Siehst Dich dann von Ehr´ umringt,Die die stolze Stirn umschlingt,Und des Dichters Lied besingt.
Mit aller KunstErhasch´ die Gunst,Die heute lacht;Doch sei bedacht,Daß alle KunstNicht hält die Gunst,Die über NachtVerliert die Pracht.Drum üb´ die KunstWenn einst die GunstEh´ Du´s gedacht,Auf´s Neu´ erwacht;Hält dann die KunstDir fest die Gunst,Die Ruhm und MachtDir hat gebracht, –Dann ist die KunstDes Himmels Gunst,Die, wohl bewacht,Uns glücklich macht.
Bei der größten BedachtsamkeitUnd aller uns´rer Wachsamkeit,Kann der Verstand uns wenig nützen,Uns gegen Täuschungen zu schützen.Denn unversehens, eh´ wir´s glauben,Wird uns ein Irrthum Alles rauben,Weil ihn die Phantasie umzogen, –Die uns´re Weisheit oft betrogen.
Freude und SorgenGehen stets Hand in Hand;Heute wie morgenWechseln sie schnell ihr Band.Nur in der Kürze,Die Freude uns beschert, –Liegt ja die Würze,Die den Genuß vermehrt,Denn hinter Sorgen,Die uns wie Wolken droh´n, –Lachet verborgenAuch neue Freude schon.Willst du drum zagen,Wenn Dich der Kummer drückt?Nein! – frisch getragen!Hoffnung bleibt stets geschmückt!