PsychePsyche, my soulEdgar Poe... und Psyche, meine Seele, sah mich anVon unterdrücktem Weinen blaß und bebendUnd sagte leise: »Herr, ich möchte sterben,Ich bin zum Sterben müde und mich friert.«O Psyche, Psyche, meine kleine Seele,Sei still, ich will dir einen Trank bereiten,Der warmes Leben strömt durch alle Glieder.Mit gutem warmem Wein will ich dich tränken,Mit glühendem sprühendem Saft des lebendigenFunkelnden, dunkelnden, rauschend unbändigen,Quellenden, schwellenden, lachenden Lebens,Mit Farben und Garben des trunkenen Bebens:Mit sehnender Seele von weinenden Liedern,Mit Ballspiel und Grazie von tanzenden Gliedern,Mit jauchzender Schönheit von sonnigem WehenHellrollender Stürme auf schwarzgrünen Seen,Mit Gärten, wo Rosen und Efeu verwildern,Mit blassen Frauen und leuchtenden Bildern,Mit fremden Ländern, mit violettenGelbleuchtenden Wolken und Rosenbetten,Mit heißen Rubinen, grüngoldenen RingenUnd allen prunkenden duftenden Dingen.Und Psyche, meine Seele, sah mich anUnd sagte traurig: »Alle diese DingeSind schal und trüb und tot. Das Leben hatNicht Glanz und Duft. Ich bin es müde, Herr.«Ich sagte: Noch weiß ich wohl eine Welt,Wenn dir die lebendige nicht gefällt.Mit wunderbar nie vernommenen WortenReiß ich dir auf der Träume Pforten:Mit goldenglühenden, süßen lauenWie duftendes Tanzen von lachenden Frauen,Mit monddurchsickerten nächtig webendenWie fiebernde Blumenkelche bebenden,Mit grünen, rieselnden, kühlen, feuchtenWie rieselndes grünes Meeresleuchten,Mit trunken tanzenden, dunklen, schwülenWie dunkelglühender Geigen Wühlen,Mit wilden, wehenden, irren und wirrenWie großer nächtiger Vögel Schwirren,Mit schnellen und gellenden, heißen und grellenWie metallener Flüsse grellblinkende Wellen ...Mit vielerlei solchen verzauberten WortenWerf ich dir auf der Träume Pforten:Den goldenen Garten mit duftenden AuenIm Abendrot schwimmend, mit lachenden Frauen,Das rauschende violette DunkelMit weißleuchtenden Bäumen und Sterngefunkel,Den flüsternden, braunen, vergessenen TeichMit kreisenden Schwänen und Nebel bleich,Die Gondeln im Dunklen mit seltsamen Lichtern,Schwülduftenden Blumen und blassen Gesichtern,Die Heimat der Winde, die nachts wild wehen,Mit riesigen Schatten auf traurigen Seen,Und das Land von Metall, das in schweigender GlutUnter eisernem grauem Himmel ruht.– – – – – – – – – – – – – – – – – – – –Da sah mich Psyche, meine Seele, anMit bösem Blick und hartem Mund und sprach:»Dann muß ich sterben, wenn du so nichts weißtVon allen Dingen, die das Leben will.«
Wir sind aus solchem Zeug wie das zu Träumen, Und Träume schlagen so die Augen auf, Wie kleine Kinder unter Kirschenbäumen, Aus deren Krone den blassgoldnen Lauf Der Vollmond anhebt durch die grosse Nacht. Nicht anders tauchen unsre Träume auf. Sind da und leben, wie ein Kind, das lacht, Nicht minder gross im Auf- und Niederschweben Als Vollmond, aus Baumkronen aufgewacht. Das Innerste ist offen ihrem Weben, Wie Geisterhände im versperrten Raum Sind sie in uns und haben immer Leben. Und drei sind eins: ein Mensch, ein Ding, ein Traum.
Unser Leiden, unsre WonnenSpiegelt uns die Allnatur,Ewig gilt es unsrer Spur,Alles wird zum Gleichnisbronnen.Erstes Grün der frischen FlurMahnst an Neigung zart begonnen,Heißes Sengen reifer SonnenBist der Liebe Abglanz nur!Schlingt sich um den Baum die Winde,Denken wir an uns aufs neue,Sehnen uns nach einer Treue,Die uns fest und zärtlich binde ...Und wir fühlen uns verwandt,Wie wir unser Bild erkannt.
Das ist der Frühling nicht allein, Der durch die Bäume dränget Und wie im Faß der junge Wein Die Reifen fast zersprenget, Der Frühling ist ja zart und kühl, Ein mädchenhaftes Säumen, Jetzt aber wogt es reif und schwül Wie Julinächte träumen. Es blinkt der See, es rauscht die Bucht, Der Mond zieht laue Kreise, Der Hauch der Nachtluft füllt die Frucht, Das Gras erschauert leise. Das ist der Frühling nicht allein, Der weckt nicht solche Bilder.
Ich will den Schatten einziger Geschicke Groß an den Boden der Gedichte legen, Der jungen Helden ungeheure Blicke Und andre Götter, die den Sinn bewegen: Dann sollst du über ihren Rand dich neigen Und völlig hingegeben jenen Werken Spät nur dein gleitend Bild darin bemerken Mit einem wundervoll erschrocknen Schweigen.
Reicher im goldnen Haus,Fühlst du kein Schauern?Dringt nicht ein StimmgebrausDumpf durch die Mauern?Die da draußen frierend lungern,Dich zu berauschen, müssen sie hungern,Ihre gierigen Blicke suchen dich,Ihre blassen Lippen verfluchen dich,Und ihr Hirn mit dumpfem dröhnendem Schlag,Das schmiedet, das schmiedet den kommenden Tag.
Wir wandern stumm, verschüchtert, bang gebücktUnd bergen scheu, was wir im Herzen hegen,Und reden Worte, die uns nicht bewegen,Und tote Dinge preisen wir entzückt.Die Seele ist vergraben und erstickt ...Verfaultes leuchtet fahl auf nächt´gen Wegen ...Und sind wir müde, soll uns Kunst erregen,Bis wir im Rausch der leeren Qual entrückt.Jüngst fiel mein Aug auf Meister Wolframs BuchVom Parcival, und vor mir stand der Fluch,Der vom verlornen Gral herniederklagt:»Unseliger, was hast du nicht gefragt?!«In Mitleid ahnend stumme Qual befreie:Das ist einzig – eine Künstlerweihe!
Ich kann so gut verstehen, die ungetreuen Frauen,So gut, mir ist, als könnt ich in ihre Seelen schauen.Ich seh um ihre Stirnen die stumme Klage schweben,Die Qual am langen, leeren, am lebenleeren Leben.Ich seh in ihren Augen die Lust, sich aufzugeben,Im Unergründlichen, Verbotenen zu bebenDie Lust am Spiel, die Lust, das Letzte einzusetzen,Die Lust am Sieg und Rausch, am Trügen und Verletzen.Ich seh ihr Lächeln und die heimlichen, die Tränen,Das rätselhafte Suchen, das ruhelose Sehnen.Ich fühle, wie sies drängt zu törichten Entschlüssen,Wie sie ihre Augen schließen und sich quälen müssen;Wie sie für jedes Morgen ein jedes Heut begraben,Und wie sie nicht verstehen, wenn sie getötet haben.
Was singt in mir zu dieser StundUnd öffnet singend mir den Mund,Wo alle Äste schweigenUnd sich zur Erde neigen?Was drängt aus HerzensgrundeWie Hörnerschall zutagZu dieser stillen Stunde,Wo alles träumen magUnd träumend schweigen mag?An Ästen, die sich neigen,Und braun und dunkel schweigen,Springt auf die weiße BlütenprachtUnd lacht und leuchtet durch die NachtUnd bricht der Bäume Schweigen,Daß sie sich rauschend neigenUnd rauschend ihre BlütenprachtDem dunklen Grase zeigen!So dringt zu dieser stillen StundAus dunklem, tiefem ErdengrundEin Leuchten und ein LebenUnd öffnet singend mir den Mund Und macht die Bäum erbeben,Daß sie in lichter BlütenprachtSich rauschend wiegen in der Nacht!
Du hast mich an Dinge gemahnet,Die heimlich in mir sind,Du warst für die Saiten der SeeleDer nächtige flüsternde WindUnd wie das rätselhafte, Das Rufen der atmenden Nacht,Wenn draußen die Wolken gleitenUnd man aus dem Traum erwacht.Zu blauer weicher WeiteDie enge Nähe schwillt,Durch Zweige vor dem MondeEin leises Zittern quillt.