Wir wandern stumm, verschüchtert, bang gebücktUnd bergen scheu, was wir im Herzen hegen,Und reden Worte, die uns nicht bewegen,Und tote Dinge preisen wir entzückt.Die Seele ist vergraben und erstickt ...Verfaultes leuchtet fahl auf nächt´gen Wegen ...Und sind wir müde, soll uns Kunst erregen,Bis wir im Rausch der leeren Qual entrückt.Jüngst fiel mein Aug auf Meister Wolframs BuchVom Parcival, und vor mir stand der Fluch,Der vom verlornen Gral herniederklagt:»Unseliger, was hast du nicht gefragt?!«In Mitleid ahnend stumme Qual befreie:Das ist einzig – eine Künstlerweihe!
Lieber Gott und Engelein,Laßt mich gut und fromm seinUnd laßt mir mein HemdleinRecht bald werden viel zu klein.Laßt mich immer weiter gehn,Viele gute Menschen sehn,Wie sie aus den Augen sehn,Laßt sogleich mich sie verstehn.Und mit ihnen fort und fortFreuen mich an gutem Ort,Und zur Zeit der EinsamkeitGibt, daß Sternenglanz mich freut.
Dir wachsen die rosigen Füße, Die Sonnenländer zu suchen: Die Sonnenländer sind offen! An schweigenden Wipfeln blieb dort Die Luft der Jahrtausende hangen, Die unerschöpflichen Meere Sind immer noch, immer noch da. Am Rande des ewigen Waldes Willst du aus der hölzernen Schale Die Milch mit der Unke dann teilen? Das wird eine fröhliche Mahlzeit, Fast fallen die Sterne hinein! Am Rande des ewigen Meeres Schnell findest du einen Gespielen: Den freundlichen guten Delphin, Er springt dir ans Trockne entgegen, Und bleibt er auch manchmal aus, So stillen die ewigen Winde Dir bald die aufquellenden Tränen. Es sind in den Sonnenländern Die alten, erhabenen Zeiten Für immer noch, immer noch da! Die Sonne mit heimlicher Kraft, Sie formt dir die rosigen Füße, Ihr ewiges Land zu betreten.
Ich weiß ein WortUnd hör es fort:Beschertes GlückNimm nie zurück!Hör was ich sag:Denk jeden Tag:Beschertes GlückNimm nie zurück!Und ist die ZeitDir einmal weit:Beschertes GlückNimm nie zurück!
Wohl mir, mein müder GeistWird wieder Staub,Wird, wie der Weltlauf kreist,Wurzel und Laub;Wird sich des keimenden Daseins freuen,Frühlingstriebe still erneuen,Saftige Früchte zur Erde streuen;Freilich sein spreitendes Dach zu belauben,Wird er andern die Säfte rauben,Andern stehlen Leben und Lust:Wohl mir, er frevelt unbewußt!
»Was rinnen dir die Tränen,Die Tränen stumm und heißDurch deine feinen Finger,Die Finger fein und weiß?«Mein Schleier ist zerrissenUnd wehet doch kein WindUnd bin doch nirgends gangenNiemals, wo Dornen sind ...Die Glocken haben heuteSo sonderbaren Klang,Gott weiß, warum ich weine,Mir ist zum Sterben bang.
Die Liebste sprach: "Ich halt dich nicht,du hast mir nichts geschworen.Die Menschen soll man halten nicht,sind nicht zur Treu geboren.Ziehe deine Straßen hin, mein Freund,beschau dir Land um Land,in vielen Betten ruh dich ausviel Frauen nimm bei der Hand.Wo dir der Wein zu sauer ist,da trink du Malvasier,und wenn mein Mund dir süßer ist,so komm nur wieder zu mir!"
Trübem Dunst entquillt die Sonne,Zähen grauen Wolkenfetzen . . .Häßlich ist mein Boot geworden,Alt und morsch mit wirren Netzen.Gleichgetöntes WellenplätschernSchlägt den Kiel (er schaukelt träge),Und die Flut mit Schaum und FleckenZeichnet noch die Spur der Wege.Ferne vor dem trüben HimmelSchweben graziöse Schatten– Helles Lachen schallt herüber –,Gleiten Gondeln flink, die glatten.Fackeln haben sie und FlötenUnd auf Polstern: Blumen, Frauen . . .Langsam tauchen sie mir unterIn dem Dunst, dem schweren, grauen . . .Stürme schlafen dort im Dunst:Kämen sie noch heute abendZiehend auf die glatte Öde,Wellentreibend, brausend, labend!
Wenn endlich Juli würde anstatt März,Nichts hielte mich, ich nähme einen Rand, Zu Pferd, zu Wagen oder mit der Bahn Käm ich hinaus ins schöne Hügelland.Da stünden Gruppen großer Bäume nah, Platanen, Rüster, Ahorn oder Eiche: Wie lang ists, daß ich keine solchen sah!Da stiege ich vom Pferde oder riefe Dem Kutscher: Halt! und ginge ohne Ziel Nach vorwärts in des Sommerlandes Tiefe.Und unter solchen Bäumen ruht ich aus; In deren Wipfel wäre Tag und Nacht Zugleich, und nicht so wie in diesem Haus,Wo Tage manchmal öd sind wie die Nacht Und Nächte fahl und lauernd wie der Tag. Dort wäre Alles Leben, Glanz und Pracht.Und aus dem Schatten in des Abendlichts Beglückung tret ich, und ein Hauch weht hin, Doch nirgend flüsterts: »Alles dies ist nichts.«Das Tal wird dunkel. und wo Häuser sind, Sind Lichter, und das Dunkel weht mich an, Doch nicht vom Sterben spricht der nächtige Wind.Ich gehe übern Friedhof hin und sehe Nur Blumen sich im letzten Scheine wiegen, Von gar nichts anderm fühl ich eine Nähe.Und zwischen Haselsträuchern, die schon düstern, Fließt Wasser hin, und wie ein Kind, so lausch ich Und höre kein »Dies ist vergeblich« flüstern!Da ziehe ich mich hurtig aus und springe Hinein, und wie ich dann den Kopf erhebe, Ist Mond, indes ich mit dem Bächlein ringe.Halb heb ich mich aus der eiskalten Welle, Und einen glatten Kieselstein ins Land Weit schleudernd, steh ich in der Mondeshelle.Und auf das mondbeglänzte Sommerland Fällt weit ein Schatten: dieser, der so traurig Hier nickt, hier hinterm Kissen an der Wand?So trüb und traurig, der halb aufrecht kauert Vor Tag und böse in das Frühlicht starrt Und weiß, daß auf uns beide etwas lauert?Er, den der böse Wind in diesem März So quält, daß er die Nächte nie sich legt, Gekrampft die schwarzen Hände auf sein Herz?Ach, wo ist Juli und das Sommerland!