Denk nicht an dich, wenn dir ein Weh von irgendjemand widerfährt: Denk nur an ihn allein, und geh dorthin, wo dich´s Gebet verklärt.Dann fühlst du wohl, daß im Verzeihn ein zweifach großer Segen liegt:Du hast nicht über dich allein, du hast auch über ihn gesiegt.
»Mehr Licht. mehr Licht!« Die Finsternis läßt mich nur zagend vorwärts gehn;ich schreite langsam, ungewißund bleib oft ängstlich tastend stehn.»Mehr Licht, mehr Licht!« Zwar leuchtet mirdie Weisheit dieser klugen Weit, doch so, daß sie den Weg zu dir verdunkelt, aber nicht erhellt.»Mehr Licht, mehr Licht?« Am Glauben nur, an ihm allein, allein gebrichts;ihn scheut die irdische Naturund mit ihm dich, den Quell des Lichts.
Ring dich nieder; ring dich nieder! Welch ein Wort und wie so wahr.Sag dir´s täglich, stündlich wieder; werde dir darüber klar!Ring dich nieder, um zu zeigen, daß du deine Psyche kennst.Du kannst dich nur dann erreichen, wenn du von dir selbst dich trennst.Ring dich nieder, bis zerronnen ist dein ganzes, ganzes Ich; dann hast Alles du gewonnen, was verloren ist für dich.Ring dich nieder; gehe unter, bis du gänzlich dir entschwebst; dann geschieht das große Wunder, daß du tausendfältig lebst.Ring dich nieder; ring dich nieder; lös dich auf, und gehe ein; sterbend auferstehst du wiederund wirst ein Verklärter sein!
Es ging ein Heil von oben aus, vom Paradies, vom Vaterhaus. Die Engel trugen es zur Erde, damit es uns zu eigen werde.Doch bleibt dem menschlichen Verstand die Gottesbotschaft unbekannt,weil er das, was er denkt und dichtet, nach außen, nicht nach innen richtet.Er faßt in seiner Prosa nichtdes Himmels herrlichstes Gedicht. Zum Herzen nur ist es gekommen und wird von ihm allein vernommen.
Hast du geliebt? Weißt du wohl, was das heißt? Denk nach, denk nach, wenn du es noch nicht weißt.Die Frage wird dir jeden Tag gegeben; die Antwort hast du jeden Tag zu leben.Hast du geliebt? Es wird ein Ja verlangt, Weil jeder, so wie du, nach Liebe bangt.Was du ihm gibst, sein Engel trägt´s nach oben, und dort, dort wird es für dich aufgehoben.Hast du geliebt? So wirst du einst gefragt, Wenn das Gericht des Allerforschers tagt. Das Urteil hast du dir dann selbst zu geben; es liegt schon da: Es ist dein Erdenleben!
Siehst du ein Menschenkind in Tränen, verhaltnes Schluchzen in der Brust,so wolle ja nicht, ja nicht wähnen, daß du mit Worten trösten mußt.Vermeide es, ihn zu beraten; geh weiter, aber sende dann die Liebe, die in stillen Tatenihm heimlich, heimlich helfen kann.Berührt ein kalter Schall die Wunde, so schmerzt er nur und heilt sie nicht; der Trost wohnt nicht im leeren Munde, er ist des Herzens tiefste Pflicht.Vor einem Wort am rechten Orte kehrt wohl der Harm beruhigt um, doch wahrer Schmerz hat keine Worte, und auch der wahre Trost ist stumm.
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unserm Glauben, denn ihr lästert Gott. Nicht diesem Glauben, Gott gilt euer Lachen; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu machen!Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unsrer Liebe, denn ihr lästert Gott.Ein solches Lachen kann nur Schmerz bereiten; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu leiden!Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unsrer Hoffnung, denn ihr lästert Gott.Dies Lachen wird einst teuer euch erscheinen; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu weinen!
Sprich nie ein liebeloses Wort,denn es ist nicht ein leerer Schall.Du sendest es zwar von dir fort,doch bleibt es bei dir überall.Es geht mit dir, wohin du gehst,begleitet dich auf Schritt und Tritt,und ob du es auch nicht verstehst,es nimmt sogar noch andre mit.So wächst die liebelose Schar,die nichts als Böses von dir spricht,und was zuerst ein Wort nur war,das wird zum Spruch einst im Gericht.
Geh nicht zu denen, welche von sich reden; sie kennen nur das eigne, liebe Ich.Ein feines Ohr vermeidet die Trompeten; der Weise hält am liebsten sich für sich.Geh nicht zu denen, welche von sich schweigen; auch sie verehren nur ihr liebes Ich.Sie wollen sich als große Schweiger zeigen; der Weise hält am liebsten sich für sich.Und mußt du doch als Mensch zu Menschen gehen. So sprich und schweig, doch beides nicht für dich. Das Sprechen sei für die, die dich verstehen.Das Schweigen für der andern liebes Ich.
Es naht ein ernster, heilger Tag,an dem ich in mich forschen gehe, nach allem, was ich suche, frag und vor mir selbst als Richter stehe.Ich halte da ein streng Gericht und prüfe nicht etwa gelinde, damit dereinst bei Gott ich nicht ein niederschmetternd Urteil finde.Und wann kommt dieser ernste Tag? An jedem Morgen kehrt er wiederund schreibt der Stünden schweren Schlag für einst und ewig in mir nieder.