»Mehr Licht. mehr Licht!« Die Finsternis läßt mich nur zagend vorwärts gehn;ich schreite langsam, ungewißund bleib oft ängstlich tastend stehn.»Mehr Licht, mehr Licht!« Zwar leuchtet mirdie Weisheit dieser klugen Weit, doch so, daß sie den Weg zu dir verdunkelt, aber nicht erhellt.»Mehr Licht, mehr Licht?« Am Glauben nur, an ihm allein, allein gebrichts;ihn scheut die irdische Naturund mit ihm dich, den Quell des Lichts.
Greif zu, o Mensch, greif zu,wenn dir der Himmel reicht die offne Hand, sonst denke nicht, daß duEinst seist im Buch des Glückes mit genannt. Wer diesen Wink des Himmels nicht beachtet, der sieht auch nicht des Himmels Ratschluß ein und wird, wie er auch nach dem Glücke trachtet, doch ohne Glück, so lang er trachtet, sein.Greif zu, o Volk, greif zu,wenn dir der Himmel reicht die offne Hand,sonst denke nicht, daß dueinst seist im Buch der Völker mit genannt. Wenn diesen Fingerzeig du nicht beachtest, wirst du dem Tod, dem Untergang dich weihn und, ob du auch nach Glanz und Führung trachtest, doch unter Völkern nur ein Völkchen sein.Greif zu, o Fürst, greif zu,wenn dir der Himmel reicht die offne Hand, sonst denke nicht, daß dueinst seist im Buch der Fürsten mit genannt. Ein Herrscher der des Himmels Stimme achtet, die ihn beruft, der Völker Heil zu sein,bei dem stellt sich das Glück, nach dem er trachtet, ja ganz von selbst, als Himmelsgabe, ein.
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort,kenn nicht das Ziel, kenn weder Zeit noch Ort. Das Auge weint; es tut das Herz mir weh, doch zag ich nicht. Ade, ade, ade!Ade, ade! Ich ziehe von dir fortund nehm den Glauben mit als meinen Hort.Er kündet mir, indem ich von dir geh, ein Wiedersehn. Ade, ade, ade!Ade, ade! Ich ziehe von dir fortund sage dir ein liebes, schönes Wort: Wenn ich auch nicht an deiner Seite steh, es schützt dich Gott. Ade, ade, ade!
Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht, aus weiten, unbekannten Fernen. Ging unter er in dunkle Nacht?Blieb er am Himmel bei den Sternen?Ist´s eine Welt, die im Entstehnsich Kraft und Stoff zu holen strebte? War´s eine Welt, die im Vergehn durchs Leuchten sich zu Ende lebte?Das werdet ihr vielleicht,vielleicht eure Rohre noch ergründen, jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,kann nur der Glaube euch verkünden.
Schließ auf das Tor; laß seine Flügel springen; zünd deine Leuchte an in allen Landen! Mir ist, als hörte ich den Ruf erklingen,es sei der Tod zum Leben auferstanden. Breit deine Fluren aus und deine Pfade;laß deine Wasser klar und freundlich fließen, und von dem Himmel möge sich die Gnade auf Alles, was die Erde trägt, ergießen.Schließ auf das Tor; es tritt die Menschheit ein; o, laß ihr diesen Schritt gesegnet sein!Schließ auf den Schrein, vor dem wir betend knien, dem wir die Liebe, die Verehrung zollen,die wir auf seinen Inhalt doch beziehenund nicht dem Menschenwerke widmen sollen! Laß uns erkennen, was wir nicht erkannten,uns der Geist die Seele stets verhehlte; laß uns verstehen, was wir nicht verstanden, weil uns die wahre Liebe nicht beseelte.Schließ auf den Schrein, und zeig, was er enthält, daß mit dem Schleier auch der Irrtum fällt!Schließ auf die Herzen; nirgends stehn sie offen, denn jedes will nur für sich selbst empfinden, und doch ist es ihr eignes, schönstes Hoffen, daß sie in Liebe sich zusammenfinden!Laß diese Liebe endlich doch erwachen und aus dem Ich heraus ins Leben steigen,die Menschen zur gesamten Menschheit machen und sich als Seele dieses Leibes zeigen.Schließ auf die Herzen; lehre sie verstehn, daß alle Pulse nur als einer gehn!Schließ auf das Paradies; gib es uns wieder! Wir wollen heim; wir wollen Frieden halten. Der Vater ist das Haupt; wir sind die Glieder; nur seine Güte soll im Hause walten.Sei du die Zeit, die uns um ihn versammelt, zeig uns der Worte köstlichstes auf Erden, das unsre Bitte um Versöhnung stammelt, dann wirst du eine Zeit des Edens werden. Schließ auf das Paradies, das Gottesland, und sei uns zur Erleuchtung zugesandt!
›Ich liebe‹ ist ein Gotteswort›Ich liebe‹ dringt ins Herz hinein.›Ich liebe‹ will an jedem Ortgegeben, nur gegeben sein.›Ich liebe‹ kam vom Himmel einst zu dir, zu mir, zu aller Welt.Doch ist es nicht das, was du meinst und was als Liebe sich verstellt.›Ich liebe‹ ist nicht ein Begehr; ›Ich liebe‹ dient und opfert nur, und fällt dir eine Liebe schwer, so ist sie himmlischer Natur.Die Erde lebt seit Anbeginnvon dem, was ihr der Himmel gibt; er aber lebt und gibt sich hin, denn daß er lebt, heißt, daß er liebt.
Sei ruhig; stürme, stürme nicht!Warum sollst du dich überstürzen?Tu recht und billig deine Pflicht;du kannst die Zeit doch nicht verkürzen.Sei ruhig; dräng dich nicht voran!Es gilt, die edle Kraft zu sparen.Wer diese Kraft nicht zügeln kann,der wird mit ihr nicht glücklich fahren.Sei ruhig, doch versäume nichts!Es darf sich keine Lücke zeigen.Willst du empor zum Quell des Lichts,hast du behutsam aufzusteigen.Sei ruhig, immer unbeirrt!Laß dich von andern nicht betören;denn wer sich selber untreu wird,der ist von ihnen leicht zu stören.Sei ruhig, wenn das Ende naht!Bist du nicht zaghaft wie so viele,so bringt die letzte, schwerste Tatauf Engelsschwingen dich zum Ziele.
Es fiel ein Tau wohl über Nachtrings auf die durstig matten Auen,und früh war in der Sonne Prachtdes Schöpfers Lob und Preis zu schauen.Ein diamantnes Leuchten sprühtevon Strauch zu Strauch, von Halm zu Halm,und von Milliarden Perlen glühtezu ihm empor ein Dankespsalm.Nun aber sendet Tag und Nachtder Vater seinen Segen nieder,und hat der Segen Glück gebracht,wo bleiben dann die Dankeslieder?Es hat der Mensch so viel zu sagen,doch Dank an Gott, den sagt er nicht.Oh, möchte er den Tau doch fragen,der lehrte ihm die Dankespflicht.
Ich hab gefehlt, und du hast es getragen,so manches Mal und, ach, so lang, so schwer. Wie das mich nun bedrückt, kann ich nicht sagen; o komm noch einmal, einmal zu mir her!Du starbst ja nicht; du bist hinaufgestiegen zu reinen Geistern, meiner Mutter Geist.Ich weiß, du siehst jetzt betend mich hier liegen; o komm, o komm, und sag, daß du verzeihst!Komm mir im Traum; komm in der Dämmerstunde, wenn, Stern um Stern, der Himmel uns umarmt. Bring mir Verzeihung, und bring mir die Kunde, daß auch die Seligkeit sich mein erbarmt!
Komm her, und sprich ein einzig Wort, ein Wort, so kinderleicht zu sagen.Komm her, und geh nicht wieder fort; du brauchst vor mir ja nicht zu zagen. Ich warte schon so lange dein;o laß es nicht vergeblich sein!Du sprachst als Kind dies liebe Wort so oft und gern, wenn du gelitten; es ward gehört am rechten Ort:Das Vaterherz ließ sich erbitten. wie ist dies Wort so klein, so klein, und doch kann keines größer sein.Nun bist du längst das Kind nicht mehr, das du einst warst in jenen Tagen,und wie so lang ist der nicht mehr, dem du dein Leiden durftest klagen. Er ging; doch trat ich für ihn ein; die Liebe kann nicht sterblich sein.Drum sprich dies Wort nun auch zu mir; es kann dir doch so schwer nicht fallen. O, hörtest du´s im Himmel hiervon aller Sel´gen Mund erschallen! Sprich »Vater«, nur dies Wort allein, und ich will dir es ewig sein!