Morgenlicht! Morgenlicht Scheint mir hell ins Gesicht! Wenn ich Tag kommen seh, wird mir leid und weh; Denn im Grabe liegt Ein jung Mägdelein; Des Frühroths Schein Sieht traurig hinein In das enge Kämmerlein. Mögt wecken das Jungfräulein, Das kann vom Schlaf nicht erstehn, Morgenlicht nicht sehn; Drum wenn ich Frühroth kommen seh, Wird mir leid und weh.
O reiche Armut! Gebend, seliges Empfangen! In Zagheit Mut! in Freiheit doch gefangen. In Stummheit Sprache, Schüchtern bei Tage, Siegend mit zaghaftem Bangen. Lebendiger Tod, im Einen sel’ges Leben Schwelgend in Not, im Widerstand ergeben, Genießend schmachten, Nie satt betrachten Leben im Traum und doppelt Leben.
Wer die tiefste aller Wunden Hat in Geist und Sinn empfunden, Bittrer Trennung Schmerz; Wer geliebt, was er verloren, Lassen muß, was er erkoren, Das geliebte Herz, Der versteht in Lust die Tränen Und der Liebe ewig Sehnen Eins in Zwei zu sein, Eins im Andern sich zu finden, Daß der Zweiheit Grenzen schwinden Und des Daseins Pein. Wer so ganz in Herz und Sinnen Konnt‘ ein Wesen liebgewinnen, O! den tröstet’s nicht ,Daß für Freuden, die verloren, Neue werden neu geboren: Jene sind’s doch nicht. Das geliebte, süße Leben, Dieses Nehmen und dies Geben, Wort und Sinn und Blick, Dieses Suchen und dies Finden, Dieses Denken und Empfinden Gibt kein Gott zurück.
Wer so ganz in Herz und SinnenKonnt´ ein Wesen lieb gewinnen,Oh! den tröste nicht,Daß für Freuden, die verloren,Neue werden neu geboren:Jene sind´s doch nicht.
O Blümelein Vergißmeinnicht!Entzieh dich meinem Auge nicht.Ihr, Veilchen! Nelken! Rosen!Auf euch verweilt der Sonne Licht,Als wollt es mit euch kosen;Doch wenn die Sonne tiefer sinkt,Wenn Nacht die Farben all verschlingt,Da reden süße DüfteVon eurem stillen Leben mirUnd die vertrauten LüfteDie bringen eure Grüße mir.Doch ach! Vergißmeinnicht, von dirBringt nichts, bringt nichts mir Kunde.Sag, Blümlein, lebst dem Aug du nur?Flieht mit den Farben jede SpurMir hin von deinem Leben?Hast keine Stimm, die zu mir sprichtWenn Schatten dich umgeben?VergißmeinnichtDie Stimme ach Süßer, die hab ich nicht.Doch trag ich den Namen Vergißmeinnicht,der, wenn ich auch schweige,dem Herzen spricht.
Du innig Rot,Bis an den TodSoll meine Liebe Dir gleichen,Soll nimmer bleichen,Bis an den Tod,Du glühend Rot,Soll sie Dir gleichen.
Ich habe Dir in ernsten stillen Stunden,Betrachtungsvoll in heil´ger Einsamkeit,Die Blumen dieser und vergangner Zeit,Die mir erblüht, zu einem Kranz gewunden.Von Dir, ich weiß es, wird der Sinn empfunden,Der in des Blüthenkelchs VerschwiegenheitNur sichtbar wird dem Auge, das geweihtIm Farbenspiel den stillen Geist gefunden.Es flechten Mädchen so im OrientDen bunten Kranz; daß vielen er gefalle,Wetteifern unter sich die Blumen alle.Doch Einer ihren tiefern Sinn erkennt,Ihm sind Symbole sie nur, äußre Zeichen;Sie reden ihm, obgleich sie alle schweigen.
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht, Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten, Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten, Daß neue Wonnen meine Lippe saugt. In Träume war solch Leben eingetaucht, Drum leb‘ ich, ewig Träume zu betrachten, Kann aller andern Freuden Glanz verachten, Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht. Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen, Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen Und mich verzehren seiner Sonne Gluten. Drum birg dich Aug‘ dem Glanze ird’scher Sonnen! Hüll dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen Und heilt den Schmerz wie Lethes kühle Fluten.
Ist alles stumm und leer; Nichts macht mir Freude mehr; Düfte, sie düften nicht, Lüfte, sie lüften nicht; Mein Herz ist so schwer! Ist alles öd‘ und hin; Bange mein Herz und Sinn; Möchte, nicht weiß ich, was; Treibt mich ohn‘ Unterlaß, Weiß nicht, wohin! Ein Bild von Meisterhand Hat mir den Sinn gebannt; Seit ich das holde sah, Ist’s fern und ewig nah, Mir anverwandeutscher Ein Klang im Herzen ruht, Der noch erquickt den Mut, Wie Flötenhauch ein Wort, Tönet noch leise fort, Stillt Tränenflut. Frühlinges Blumen treu Kommen zurück aufs neu; Nicht so der Liebe Glück, Ach, es kommt nicht zurück –Schön, doch nicht treu! Kann Lieb‘ so unlieb sein, Von mir so fern, was mein? Kann Lust so schmerzlich sein, Untreu so herzlich sein? O Wonn‘, o Pein! Phönix der Lieblichkeit, Dich trägt dein Fittig weit Hin zu der Sonne Strahl, Ach was ist dir zumal, Mein einsam Leid!