Mein Freundverhalte dich nicht wie jener,der an der Feuerstelle sitzt,das Feuer erlöschen sieht und dannvergebens in die kalte Asche bläst.Gib die Hoffnung nie auf,und verharre nicht in Verzweiflungüber das, was vergangen ist,denn das Unwiederbringlichezu beweisen ist die schlimmsteder menschlichen Schwächen.
Dann sagte eine Frau: Sprich uns von der Freude und vom Leid.Und er antwortete: Eure Freude ist euer Leid ohne Maske.Und derselbe Brunnen, aus dem euer Lachen aufsteigt, war oft von euren Tränen erfüllt. Und wie könnte es anders sein?Je tiefer sich das Leid in euer Sein eingräbt, desto mehr Freude könnt ihr fassen. Ist nicht der Becher, der euren Wein enthält, dasselbe Gefäß,das im Ofen des Töpfers gebrannt wurde? Und ist nicht die Laute, die euren Geist besänftigt, dasselbe Holz, das mit Messern ausgehöhlt wurde?Wenn ihr fröhlich seid, schaut tief in eure Herzen, und ihr werdet finden, daß nur das, was euch Leid bereitet hat, euch auch Freude gibt. Wenn ihr traurig seid, schaut wieder in eure Herzen, und ihr werdet sehen, daß die Wahrheit um das weint, was euch Vergnügen bereitet hat. Einige von euch sagen: "Freude ist größer als Leid",und andere sagen: "Nein, Leid ist größer". Aber ich sage euch, sie sind untrennbar.Sie kommen zusammen,und wenn einer allein mit euch am Tisch sitzt, denkt daran, daß der andere auf eurem Bett schläft. Wahrhaftig, wie die Schalen einer Waage hängt ihr zwischen eurem Leid und eurer Freude.
Die Einheit allen Seins Alles, vom Niedrigsten bis zum Höchsten,vom Kleinsten bis zum Größten,lebt gleichberechtigt in dir. In einem einzigenAtom findest du alle Elemente der Erde,ein einziger Tropfen Wasser beinhaltet alleGeheimnisse des Ozeans, und in einereinzigen Regung des Geistes findest du dieBewegung sämtlicher Lebensgesetze.
Ich tadelte meine Seele siebenmal.Das erste Mal, als sie versuchte, mich auf Kosten der Schwachen zu erhöhen.Das zweite Mal, als ich vor Verkrüppeltenzu hinken vorgab.Das dritte Mal, als ich, vor die Wahl gestellt,das Leichte dem Schweren vorzog.Das vierte Mal, als ich einen Fehler begingund mich mit den Fehlern der anderen tröstete.Das fünfte Mal, als ich, aus Furcht gefügig geworden,behauptete, groß in der Geduld zu sein.Das sechste Mal, als ich meine Kleider hob,um dem Schmutz des Lebens zu entgehen.Das siebte mal, als ich Gott mit Hymnen priesund meinen Gesang für Tugend hielt.
In der Tiefe meines Geistes gibt es ein Lied,das Worte nicht fassen können;Ein Lied, das aus einem Samen meines Herzenswächst und nicht als Tinte fließt auf das Papier.Mit einem lichten Mantel umschließt es mein Gefühl,Zergeht auf meiner Zunge nicht wie Speichel.Wie soll ich es entlassen, wenn nicht als einen Seufzer,Wobei ich fürchte, daß es sich in Luft auflöst?Wem werde ich dieses Lied singen, das keinen Wohnort kennt?Als meinen Geist?Ich bange drum, der Menschen Ohren sind so hart.
Dann sagte ein alter Mann: Sprich uns vom Essen. Und er sagte: Könntet ihr leben vom Duft der Erde und wie eine Luftpflanze vom Licht erhalten werden! Aber da ihr töten müßt, um zu essen, laßt es eine andächtige Handlung sein. Und euren Tisch laßt einen Altar sein, auf dem das Reine und Unschuldige des Waldes und des Feldes geopfert wird für das, was im Menschen noch reiner und unschuldiger ist. Wenn ihr ein Tier tötet, sagt in eurem Herzen zu ihm: "Durch die gleiche Macht, die Dich tötet,werde auch ich getötet,und auch ich werde verzehrt werden,denn das Gesetz, das dich meiner Hand auslieferte,wird mich einer mächtigeren Hand ausliefern.Dein Blut und mein Blut ist nichts als der Saft,der den Baum des Himmels nährt."Und wenn ihr mit den Zähnen einen Apfel zermalmt, sagt in eurem Herzen zu ihm:"Deine Samen werden in meinem Körper leben,und die Knospen deines Morgenswerden in meinem Herzen blühen,und dein Duft wird mein Atem sein,und zusammen werden wir uns aller Jahreszeiten erfreuen."
Ihr bleibt vereint, wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden. Wahrlich, ihr bleibt vereint selbst im Schweigen von Gottes Gedenken. Doch lasset Raum zwischen eurem Beieinandersein, Und lasset Wind und Himmel tanzen zwischen euch. Liebet einander, doch macht die Liebe nicht zur Fessel: Schaffet eher daraus ein webendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen.Füllet einander den Kelch, doch trinket nicht aus einem Kelche. Gebt einander von eurem Brote, doch esset nicht vom gleichen Laibe. Singet und tanzet zusammen und seid fröhlich, doch lasset jeden von euch allein sein.Gleich wie die Saiten einer Laute allein sind, erbeben sie auch von derselben Musik. Gebet einander eure Herzen, doch nicht in des andern Verwahr. Denn nur die Hand des Lebens vermag eure Herzen zu fassen. Und stehet beieinander, doch nicht zu nahe beieinander: Denn die Säulen des Tempels stehen einzeln, und Eichbaum und Zypresse wachsen nicht im gegenseitigen Schatten.