Hast du dein ganzes Lebengeschuftet wie ein Vieh;und geht´s dir im Alter daneben,entläßt dich die Industrie -dann heißt es noch lange nicht: Verrecke!Der Staat gibt dir sachlich und grobein eisernes Bett, eine Deckeund einen alten blechernen Topp.
– Ja! –– Nein! –– Wer ist schuld?Du! –– Himmeldonnerwetter, laß mich in Ruh! –– Du hast Tante Klara vorgeschlagen!Du läßt dir von keinem Menschen was sagen!Du hast immer solche Rosinen!Du willst bloß, ich soll verdienen, verdienen –Du hörst nie. Ich red dir gut zu.....Wer ist schuld? –– Du! –– Nein. –– Ja. –– Wer hat den Kindern das Rodeln verboten?Wer schimpft den ganzen Tag nach Noten?Wessen Hemden muß ich stopfen und plätten?Wem passen wieder nicht die Betten?Wen muß man vorn und hinten bedienen?Wer dreht sich um nach allen Blondinen?Du! –– Nein. –– Ja. –– Wem ich das erzähle…!Ob mir das einer glaubt! -– Und überhaupt! –– Und überhaupt! –– Und überhaupt! –Ihr meint kein Wort von dem, was ihr sagt:Ihr wißt nicht, was euch beide plagt.Was ist der Nagel jeder Ehe?Zu langes Zusammensein und zu große Nähe.Menschen sind einsam. Suchen den andern.Prallen zurück, wollen weiter wandern…Bleiben schließlich ... Diese Resignation:Das ist die Ehe. Wird sie euch monoton?Zankt euch nicht und versöhnt euch nicht:Zeigt euch ein Kameradschaftsgesichtund macht das Gesicht für den bösen Streitlieber, wenn ihr alleine seid.Gebt Ruhe, ihr Guten! Haltet still.Jahre binden, auch wenn man nicht will.Das ist schwer: ein Leben zu zwein.Nur eins ist noch schwerer: einsam sein.
Da ist ein Land – ein ganz kleines Land –Japan heißt es mit Namen.Zierlich die Häuser und zierlich der Strand,zierlich die Liliputdamen.Bäume so groß wie Radieschen im Mai.Turm der Pagode so hoch wie ein Ei –Hügel und BergKlein wie ein Zwerg.Trippeln die zarten Gestalten im Moos,fragt man sich: Was mag das sein?In Europa ist alles so groß, so groß –Und in Japan ist alles so klein!Da sitzt die Geisha. Ihr Haar glänzt wie Lack.Leise duftet die Rose.Vor ihr steht plaudernd im strahlenden TagKräftig der junge Matrose.Und er erzählt diesem seidenen KindDavon, wie groß seine Landsleute sind.Straße und SaalPyramidal!Sieh, und die Kleine wundert sich bloß -denkt sich: Wie mag das wohl sein?In Europa ist alles so groß, so groß –Und in Japan ist alles so klein!Da ist ein Wald - ein ganz kleiner Wald –Abendlich dämmern die Stunden.Horch! wie das Vogelgezwitscher verhallt…Geisha und er sind verschwunden.Abendland - Morgenland - Mund an Mund –Welch ein natürlicher Völkerschaftsbund!Tauber, der girrt,Schwalbe, die flirrt.Und eine Geisha streichelt das Moos,in den Augen ein Flämmchen, ein Schein…In Europa ist alles so groß, so groß –Und in Japan ist alles so klein.
Da steht nun Gustav der Verstopfte,aus Eisenguß, die Hand am Knauf.Jedwedes brave Herze klopfteund schlug zu jenem Standbild auf.Und da –? Er wackelt auf dem Sockelman gab ihm einen kräftigen Schub.Die Adler, seine Ruhmesgockel,das kommt nun alles hin zu Krupp.Ein kleiner Hund ist der Entenntevermutlich brüderlich gesinnt.Er schnuppert an dem Postamenteund hebt das Bein. Die Träne rinnt.Doch plötzlich sieht sein Aug nach oben.Der Fürst ist weg! Wer weiß da Rat?Sein Hinterbein bleibt zwar erhoben,doch tut er nicht mehr, was er tat.Du kleiner Hund, sei nicht verwundert.Man kanns verstehn. Du bist verdutzt.Denn seit dem Jahre Siebzehnhunderthat Er zum erstenmal genutzt.
Er ging durch alte Winkelgäßchen,im schlappen Hut, in faltigem Rock.Ein kleines Bäuchlein wie ein Fäßchen... nicht jung mehr ... graues Stirngelock ...Vergaß er auch sein Regendach,man raunte: »Der versteht sein Fach!«Ein stilles, manchmal tiefes Gewässer:der alte Professor.Und heut? Im lauten Weltgebrausebewegt sich der Privatdozent.Er redet in und außerm Hausevon Politik mit viel Talent.Beziehungen zur Industriesind sehr beliebt, drum hat man sie.Wild fuchtelnd fordert den Krieg bis aufs Messerder neue Professor.Man sagt, weltfremd sei er gewesen.Wie sind sie heute so gewandt!Man sagt: er konnte nichts als lesen.Wie wäscht sich heute Hand und Hand!Der lehrt nicht mehr. Der propagiert.Und wer erzieht den, der studiert?Ich kann mir nicht helfen, er war doch viel besser:der alte, deutsche, zerstreute Professor.
Sinnend geh ich durch den Garten,still gedeiht er hinterm Haus;Suppenkräuter, hundert Arten,Bauernblumen, bunter Strauß.Petersilie und Tomaten,eine Bohnengalerie,ganz besonders ist geratender beliebte Sellerie.Ja, und hier – ? Ein kleines Wieschen?Da wächst in der Erde leisdas bescheidene Radieschen:außen, rot und innen weiß.Sinnend geh ich durch den Gartenunsrer deutschen Politik;Suppenkohl in allen Artenim Kompost der Republik.Bonzen, Brillen, Gehberockte,Parlamentsroutinendreh …Ja, und hier – ? Die ganz verbockteliebe gute SPD.Hermann Müller, Hilferlieschenblühn so harmlos, doof und leiswie bescheidene Radieschen:außen rot und innen weiß.
Ob es das wohl gibt:Ein Mann, der so nett bleibt, so aufmerksamwie am ersten Tag, wo er einen nahm … ?Einer, der Freund ist und Mann und Liebhaber;der uns mal neckt, mal bevatert,der immer neu ist, vor dem man Respekt hatund der einen liebt … liebt … liebt …ob es das gibt?Manchmal denke ich: ja.Dann sehe ich: nein.Man fällt immer wieder auf sie herein.
Lenz! Dich hätten wir beinah vergessen!Frisch und kühnsprießt inmitten dem Randal indessenjunges Grün.Blätter stecken ihre zarten Spitzenhastend aus.wie sie schmuck auf ihren Ästen sitzen!Feucht und kraus!Und sie sehen: Bunte Tumultanten!Militär!Sehen wildgewordene Adjutanten – Welch ein Heer!Und sie sehen: Grad die falschen Leutepackts Gericht.Doch die großen Diebe ... Heute?Heute nicht.Und die jungen Blätter blitzenUnd sie denken sich: Was mag das sein?Könnten sie, sie zögen ihre Spitzenschleunigst wieder ein –!
Hast uns Stulln jeschnitten und Kaffee jekochtund de Töppe rübajeschom, und jewischt und jenähtund jemacht und jedreht ...alles mit deine Hände.Hast de Milch zujedeckt, uns Bonbons jesteckt,und Zeitungen ausjetragen, hast de Hemden jezählt und Kartoffeln jeschält ...alles mit deine Hände. Hast uns manches Mal bei jrossemSchkandal auch´n Katzenkopp jejeben, hast uns hochjebracht - wir warn Sticker acht,sechse noch am Leben ?alles mit deine Hände.Heiß war´n se un kalt. Nun sind se alt. Nu biste bald am Ende. Da stehn wa nu hier,und dann komm wa bei dir und streicheln deine Hände.