Es liegt der Herbst auf allen Wegen,In hundert Farben prangt sein Kleid,Wie seine Trauer, seinen SegenEr um sich streut zu gleicher Zeit.Es rauscht der Fuß im welken Laube,Was blüht´ und grünte, ward ein Traum –Allein am Stocke winkt die TraubeUnd goldne Frucht schmückt rings den Baum.So nimmt und gibt mit vollen HändenDer Herbst, ein Dieb und eine Fee;Erfüllung kann allein er spenden,Doch sie umfängt ein tiefes Weh! –O, Herbst der Seele! deine Früchte,Sind auch Gewinn sie, oder Raub?Der Wünsche Blüthe ist zunichte,Der Hoffnung Grün ein welkes Laub.Zu schwer erkauft, um zu beglücken,O, Seelenherbst, ist deine Zier!Der Saft der Traube kann entzücken,Doch keine Wonne strömt aus dir.Die Weisheit, wie die Frucht sie nennen,Sie preßt mir bittre Thränen aus,Und ihres Kernes herbem BrennenEntkeimet nie ein Frühlingsstrauß!
Schwarzes Eisen, kalt und spröde,Schelten möchte ich dich nicht,Weil es dir an LebenswärmeUnd an Biegsamkeit gebricht.Bist du doch in FeuersgluthenZischend einst emporgewallt,Eh´ du unter HammerschlägenMußtest werden starr und kalt.Und, so sollt auch ihr nicht schelten,Wenn ihr seht ein kaltes Herz,Sollt ihm heißes Mitleid zollen,Weil es gleicht dem todten Erz.Wißt ihr denn, ob es nicht glühend,Zischend einst emporgewallt,Bis es unter SchicksalsschlägenWard wie Eisen starr und kalt?
Hier will ich sitzen und ruhenAn diesem lieblichen Ort,Will schweifen lassen das AugeIn´s Weite von Ort zu Ort.Will stille sitzen und denkenAn Alles was ich geliebt,Will Alles, Alles vergessen,Was mich verletzt und betrübt.Und kann ich es denn verbannen,Woran ich nicht denken will?Wie bleibt es beim frohen ErinnernIm Herzen so öd´ und so still!Es sind so innig verbundenIn mir die Freuden und Weh´n,Daß nur vereint sie entschlummern,Vereinigt nur aufersteh´n!
Warum, o armes Herz,Willst du so tief versenkenDich in Erinnerungsschmerz,Und weinend nur gedenkenAn Alles, was du jeGeliebet und besessen,Kannst der Enttäuschung WehDenn niemals du vergessen?O, sieh auf´s Leben frei,Als wär´ es eine Bühne:Am bunten MancherleiZu freuen dich erkühne;Warum willst du alleinDie Treue stets bewahren?Mach´ es wie Andre fein,Laß´ hin, laß´ hin sie fahren!Pflück´ heute dieses Blatt,Und jene Blume morgen,Und bist du ihrer satt,Dann wirf´ sie ohne SorgenHinweg, so hat man dichJa weise auch belehret –Ein Thor nur fraget sich,Ob er ein Herz verheeret!Genieße, spricht die Welt,Genieße rasch das Neue,Wenn´s nicht mehr dir gefällt,Geh´ von ihm ohne Reue!Und wahrlich, sie hat Recht,Drum werde klug mein Herze –Sei wen´ger warm und ächt,Verlache und verschmerze!
Kam die Liebe in mein Herz gezogen,Kam nicht wie ein heitrer Sommertag,Kam nicht wie das junge Grün im Walde,Wie die duft´ge Blume auf der Halde,Kam wie Noth und bitt´res Ungemach.Wohl ist wie ein Sommertag sie kommen,Aber ganz von Staub und Gluth erfüllt;Wie das Grün vom nächt´gen Frost verheeret,Wie die Blume, die der Wurm verzehret,Eh´ die Knospe sich noch ganz enthüllt!Anders, anders ahnte sie die Seele,Anders hoffte sie mein pochend Herz;Aber, ob sie mir im FestgeschmeideSei erschienen, ob im Trauerkleide,Nimmer tausch´ ich meinen süßen Schmerz!