Der Tod steht schon am Orte,Wo sich ein Leben regt.Der Tod steht an der Pforte,Wo man zu Grabe trägt.Er geht im LeidgefolgeUngesehen mit,Wie er dabei gewesenIm Leben Schritt für Schritt.Zum König wie zum BettlerSagt er sein letztes DuUnd schließt mit stummen HändenDie dunkle Pforte zu.Und geht mit uns nachhauseUnd ißt das AbendbrotUnd schweigt und weiß doch alles,Der Herr der Welt, der Tod.
Was nah ist und was ferne,Von Gott kommt alles her,Der Strohhalm und die Sterne,Das Sandkorn und das Meer.Von ihm sind Büsch und BlätterUnd Korn und Obst, von ihmDas schöne FrühlingswetterUnd Schnee und Ungestüm.
Ich will nicht wissen,Warum ich von dir träume.Im Frühling grünen wiederAuch die alten Bäume.Ihre Borke weißUm verharschte Zeiten.Aber ihre KronenMöchten sich immer noch breiten.Denn darüber der HimmelIst voller Lichtes Fülle.Und das Herz dadrinnenWird niemals stille.
Wollst endlich sonder grämen,Aus dieser Welt uns nehmen,Durch einen sanften Tod!Und, wenn du uns genommen,Laß uns in den Himmel kommen,Du unser Herr und unser Gott!
Der Mensch lebt und bestehetnur eine kleine Zeit,und alle Welt vergehetmit ihrer Herrlichkeit.Es ist nur Einer ewig und an allen Endenund wir in seinen Händen.
Der Mond ist aufgegangen,Die goldnen Sternlein prangenAm Himmel hell und klar;Der Wald steht schwarz und schweiget,Und aus den Wiesen steigetDer weiße Nebel wunderbar.Wie ist die Welt so stille,Und in der Dämm´rung HülleSo traulich und so hold!Als eine stille Kammer,Wo ihr des Tages JammerVerschlafen und vergessen sollt.Seht ihr den Mond dort stehen?Er ist nur halb zu sehen,Und ist doch rund und schön!So sind wohl manche Sachen,Die wir getrost belachen,Weil unsre Augen sie nicht sehn.Wir stolzen MenschenkinderSind eitel arme SünderUnd wissen gar nicht viel;Wir spinnen LuftgespinsteUnd suchen viele KünsteUnd kommen weiter von dem Ziel.Gott, laß uns dein Heil schauen,Auf nichts Vergänglich´s trauen,Nicht Eitelkeit uns freu´n!Laß uns einfältig werdenUnd vor Dir hier auf ErdenWie Kinder fromm und fröhlich sein!Wollst endlich sonder GrämenAus dieser Welt uns nehmenDurch einen sanften Tod!Und, wenn Du uns genommen,Laß uns in Himmel kommen,Du unser Herr und unser Gott!So legt euch denn, ihr Brüder,In Gottes Namen nieder;Kalt ist der Abendhauch.Verschon´ uns, Gott! mit Strafen,Und laß uns ruhig schlafen!Und unsern kranken Nachbar auch!
Ich sehe oft um Mitternacht,wenn ich mein Werk getanund niemand mehr im Hause wacht,die Stern´ am Himmel an.Sie gehn da, hin und her zerstreut,als Lämmer auf der Flur;in Rudeln auch und aufgereihtwie Perlen an der Schnur;und funkeln alle weit und breit,und funkeln rein und schön;ich seh die große Herrlichkeitund kann mich satt nicht sehn,dann saget unterm Himmelszeltmein Herz mir in der Brust:"Es gibt was Bess´res in der Welt,als all ihr Schmerz und Lust."Ich werf mich auf mein Lager hinund liege lange wachund suche es in meinem Sinnund sehne mich darnach.
Ich war erst sechzehn Sommer alt,Unschuldig und nichts weiter,Und kannte nichts als unsern Wald,Als Blumen, Gras und Kräuter. Da kam ein fremder Jüngling her;Ich hatt´ ihn nicht verschriebenUnd wußte nicht, wohin noch her;Der kam und sprach von Lieben. Er hatte schönes, langes HaarUm seinen Nacken wehen;Und einen Nacken, als das war,Hab´ ich noch nie gesehen. Sein Auge, himmelblau und klar!Schien freundlich was zu flehen;So blau und freundlich als das war,Hab´ ich noch keins gesehen. Sein Gesicht wie Milch und Blut!Ich hab´s nie so gesehen;Auch, was er sagte, war sehr gut,Nur konnt´ ich´s nicht verstehen. Er ging mir allenthalben nachUnd drückte mir die Hände,Und sagte immer Oh und AchUnd küßte sie behende. Ich sah ihn einmal freundlich anUnd fragte, was er meinte;Da fiel der junge, schöne MannMir um den Hals und weinte. Das hatte niemand noch getan,Doch war´s mir nicht zuwider,Und meine beiden Augen sahnIn meinen Busen nieder. Ich sagt´ ihm nicht ein einzig Wort,Als ob ich´s übelnähme,Kein einzig´, und – er flohe fort;Wenn er doch wiederkäme!
Kam einst ein Fuchs vom Dorfe her,früh in der Morgenstunde,und trug ein Huhn im Munde;und es begegnet ihm der Bär."Ah! Guten Morgen, gnädiger Herr!Ich bringe hier ein Huhn für Sie;Ihre Gnaden promenieren ziemlich früh,wo geht die Reise hin?""Was heißest du mich gnädig, Vieh!Wer sagt dir, daß ich´s bin?""Sah Dero Zahn, wenn ich es sagen darf,und Dero Zahn ist lang und scharf."
Ich sah einst einen Knaben zartBei einer Seifenblase stehen;Er lächelte nach Knaben ArtUnd konnte sich nicht satt dran sehen,Und freute sich der lieblichen Gestalt,Und ihrer wunderschönen Farben,Die Grün in Rot und Rot in Gelb erstarben,Und hüpfte fröhlich auf - doch baldZersprang vor ihm die Wunderblase,Und eine bittre Trän lief über seine Nase.Der Himmel weit und breit ist ewig jung und schön,Jenseit des Monds ist alles unvergänglich;Die Siebenstern und ihre Brüder stehnJahrtausende schon, überschwenglichIn ihrer Herrlichkeit! und trotzen Tod und Sterben,Und sagen Hui zum Verderben,Hier unterm Mond Natur ist anders gar,Ein brütend Saatfeld für den Tag der Garben;Da wanket alles immerdar,Und wandelt sich, und spielt mit Farben,Mit Wasserblasen wunderbar.Die armen Menschen traun -Und raufen sich das Haar.