Ich setze mich hin unter nächstbesten BuschUnd sing’´s Blau mir vom Himmel herunter;Nur ein Lied färbt die Grauseele bunter.Aus dem Grautag, in welchen die Sorge öd weint,Wird ein Blautag, sobald nur ein Lied hell erscheint;Die verstockteste Wolke wird munter.Wo ein Liebeslied rot wie die Sonne aufgeht,Jede Wange frohleuchtend voll Herzblut dasteht.So ein Rot geht dann schwer mehr herunter.
Als siehst Du in ein Buch hinein,Und des blassen Papieres heller ScheinLiegt Dir im Gesicht, und bleich wie SteinWird Deine Stirn von des Buches Licht.So gehst Du im Herbst den Weg, den hellen.Die Bäume stehen wie wächserne Zellen,Durchsichtig wie Körbe, lose geflochten,Vom Licht durchflackert an allen Stellen;Sie sind gleich Kerzen mit langen Dochten.Und bleich beschienen von fremden Schmerzen,Geht jeder unter den Bäumen hin,Bleich, als trägt er die Last von Eisen und Erzen,Und liest erblaßt des Lebens Sinn.
Die Schmetterlinge ziehen durch den GartenWie Blumen, die von ihren Stengeln fliehen,Und Rosen, wie mein Herz erhitzt und schwer,Gaben im Duft die volle Seele her.Sie locken süß an allen heißen Wegen,Die Sonne aber trägt mein Feuer dir entgegen.
Da draußen regnet es weit und breit.Es regnet graugraue Verlassenheit.Es plaudern tausend flüsternde Zungen.Es regnet tausend Erinnerungen.Der Regen Geschichten ums Fenster rauscht.Die Seele gern dem Regen lauscht.Der Regen hält dich im Haus gefangen.Die Seele ist hinter ihm hergegangen.Die Insichgekehrte ist still erwacht,Im Regen sie weiteste Wege macht.Du sitzt mit stummem Gesicht am Fenster,Empfängst den Besuch der Regengespenster.
Die blühenden blauen Konraden,Sie fielen mit den Ähren;Das Korn liegt still in SchwadenIm Sonnenschein, im schweren.Kaum ein paar kurze WochenSind die Felder glühend zu sehen;Gleich muß die Sense dann pochen,Und Stoppeln bleiben kalt stehen.Wenn Augenblicke erwarmen,Fühlst ihren Atem kaum wehen,Da entsinken sie schon unsern Armen –Die Luft ist voll Kommen und Gehen.
Ein früher Abend schleicht im Haus herum,Er löscht die Farbe deiner Wangen ausUnd hängt dir seine Blässe um.Maibäume stehen im Regen gebückt,Die Berge dampfend voll Wolken wehen,Deine Brust ist dumpf wie der Abend bedrückt.Das Dunkel geht nicht aus den Dingen heraus,Dein Gesicht allein leuchtet weiß hinausUnd sieht starr wie die Maske des Kummers aus.
Fern, irgendwo im Himmelblau, Ein sonderzartes Land. Die Heiden weiß, Besprossen lilaklare Primelblüten. Blüten groß, offen erschlossen, Augen, weite Augen, die an Tränen saugen, Sanfte Augen, die ein Paradies behüten. Mit weißen Fingern Ein stilles Kind Spielt mit den Primeln, Lacht mit dem Wind. Zaudernd auf schleichenden Zehen, Über die Blüten, Weiße Rudel Von weißen Rehen. Alles so licht und so eigen. Einsam entblättert das Schweigen.
Bin heut im erstarrten Garten gewesen,Wo ich in Deinem Auge einst Lieder gelesen;Wo die Biene den Tropfen Seligkeit sog,Und wie ein Stückchen Himmel der Schmetterling flog.Wo der Mond aufstieg wie der Liebe Lob,Wie ein Herz das sich von der Erde hob,Und wo jetzt die Wurzeln der Blumen verwesen,Hab ich in toten Blättern noch Lieder gelesen.
Küß mich auf den Mund, mein Lieb,Immer neue Küsse gib.Wellt am Weinstock Blatt um Blatt,Man den Most im Keller hat.Ach, das Leben ist versüßtDem, der sich durchs Leben küßt.Wer verkennt des Jahres Zweck,Dem nur schenkt der Herbst den Dreck.Liebste, drück mir auf den MundKüsse wie die Blätter bunt,Küsse wie der junge Most,Und berauscht leb´ ich getrost.
Ich fühle deine Hände im Haus,Sie gehen wie Blut durch die WändeUnd teilen ihre Wärme aus,Sie bereiten mitten im AlltagslärmeMir täglich einen Hochzeitsschmaus,Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme.Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandelnUnd zaubern aus Staub einen Blumenstrauß,So müssen sie immer feurig handeln.Ich fühle deine geliebten Hände,Sie geben ihren Puls dem HausUnd gehen wie Wärme durch meine Wände.